Berliner Szenen: Burger aufs Band
Die gute Tat
„Schmecken die so gut wie die anderen?“, fragt der Kassierer neugierig, als er meine vegetarischen Hamburgerscheiben über den Scanner zieht. „Ja“, könnte ich jetzt sagen, und das guten Gewissens. Ist ja nicht oft so bei Sojazeugs, das Fleisch imitiert. Dann könnt ich gleich noch ergänzen, dass es nicht nur gut, sondern besser ist, von wegen keine Angst-, Wachstums- und Sonstwashormone drin. Aber ich sag das nicht; denn plötzlich merke ich, dass mir ein gefühlt riesiger Popel aus dem Nasenloch hängt, aus dem rechten, nicht zu übersehen. Also senke ich den Kopf, abrupt, und murmele nur: „Welche anderen?“, als hätt ich die nie im Leben gegessen, gucke ganz böse, bezahle und geh.
Aber draußen finde ich blöd, was ich gemacht habe: fies gucken und weg statt Lobeshymnen schwingen, denn der Kassierer hat nicht nur gefragt, ob die vegetarischen gut schmecken, sondern auch noch gesagt, er hätte schon überlegt, die mal zu probieren. Und jetzt tut er das sicher nicht mehr, viel weniger noch als vor unserem Minigespräch.
„Egal“, denk ich und schwing mich aufs Rad. Aber dann denk ich, eben nicht, steige wieder ab, bohr kurz in der Nase und geh wieder rein. Ich brauch eh auch was für morgen zu essen und den ganzen Rest der Woche. Dann kann ich das auch gleich einkaufen. Und klar pack ich Burger aufs Band; das Persönliche ist politisch.
„Sie schon wieder“, sagt der Kassierer. Er lacht überrascht, zeigt auf die Burger. „So gut sind die?“ – „Ja“, sage ich und nicke: sehr, sehr gut; lecker, null Tierqual drin, keine Hormone … Der Kassierer wedelt mit den Händen. „Okay, überredet!“ – „Sicher?“, frag ich. Er nickt.
Ich nicke zurück, und dann geh ich los, jetzt aber wirklich, nach Hause, die Burger braten und essen. Voll lecker, so ganz ohne Hormone und Qual.
Joey Juschka
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