: Camper-König Konrad Kunick kämpft
Bremer Investitionsgesellschaft will die Dauercamper am Unisee zum Umzug auf den neuen Campingplatz zwingen. Die aber wollen nicht. Sie schwören auf den alten Platz – der weiter in Betrieb ist. Ein alter Cämpe erklärt im Interview, was Sache ist
taz: Der neue Campingplatz am Unisee hat vor wenigen Tagen eröffnet. Wird der Dauercamper Konrad Kunick jetzt umziehen mit seinem Wagen?
Konrad Kunick, Ex-SPD-Bundestagsabgeordneter: Nein – jedenfalls nicht, solange da keine Bäume sind.
Die Bremer Investitionsgesellschaft, der das Gelände gehört, sagt, dass der alte Platz bis Jahresende geräumt sein muss.
Das hat sie uns noch nicht gesagt. Wir 30 Dauercamper hier gründen gerade einen Verein: den „Verein der Freunde und Dauercamper auf dem Naturcampingplatz Bremen“. Wir wollen uns gemeinsam hier verteidigen. Und wir versuchen, mit dem Senat klarzukommen.
Der neue Campingplatz soll fünf Sterne bekommen. Lockt Sie das nicht?
Also, ob der je fünf Sterne bekommt, hängt davon ab, ob noch verschiedene Mängel, die jetzt noch da sind, beseitigt werden und ob der ADAC das dann alles so großartig findet, um da fünf Sterne zu verteilen. Die dürften frühestens in vielen Jahren anfallen, wenn auch eine Bepflanzung da ist und man in manchem den Standard erreicht hat, den man auch anderswo findet.
Mängel? Der Bau des neuen Platzes hat über fünf Millionen Euro gekostet.
Ja, das liegt daran, dass die offensichtlich bei den Voruntersuchungen nicht gemerkt haben, wie mächtig die Moorlinse ist, die da drunter liegt. Da ist zu wenig ausgekoffert worden, und dann mussten die schon errichteten Gebäude alle mit Betonspritzen stabilisiert werden. Dafür haben sie dann anderswo gespart. Etwa bei der Oberflächenentwässerung: Vor den Gullis staut sich bei Regen das Wasser. Es fehlen Waschmaschinen, Herde, vor kurzem auch noch Spiegel. Es gibt kein großes eisernes Tor – was ja erforderlich ist, damit da keine nächtlichen Überraschungen passieren. Manches lässt sich beheben, aber da muss man eben was tun. Das ist nun nicht gerade der Standard, den man sich als Pächter wünschen würde.
Haben Sie die Anlage denn schon selbst besichtigt?
Ja. Kahl ist es da, schlicht und ergreifend kahl. Zu sehr geöffnet zum See hin – und über den kommen die winterlichen Winde. Von daher ist sie höchstens als Saisonplatz geeignet in den ersten Jahren. Ein Campingplatz besteht ja nicht nur aus technischen Anlagen. Die Komponente Natur spielt auch eine erhebliche Rolle. Auf unserem 30 Jahre alten Platz ist die prächtig ausgebildet. Das ist wirklich einer der schönsten, die ich kenne, einfach weil er so große Baumgruppen hat. Auf dem neuen kann das logischerweise gar nicht sein: Das ganze Birkenwäldchen, was da mal stand, ist weggeholzt worden. Wir Dauercamper aber stehen ja auch im Winter mit unserem Kram da. Wir brauchen Baumschutz.
Was will Ihr Verein erreichen?
Dass sie uns nicht vorzeitig räumen. Wenn eine Westerweiterung des Technologieparks von einer kommenden Koalition beschlossen werden sollte, dann können wir dagegen nichts machen. Aber solange das gar nicht der Fall ist, wollen wir da bleiben.
Der neue und der alte Platz sollten also vorerst gemeinsam genutzt werden?
Ja. Ich habe dem Bremer Wirtschaftssenator bereits mehrfach geschrieben. Man könnte Bremer Wohnwagen da abstellen, man könnte da Busse vom Universum parken lassen, und so weiter. Was die Dauercamper dort mit ihren Wagen besetzt haben, das ist ja nur ein Teil des Platzes.
Laut Investitionsgesellschaft sind die Sanitäranlagen auf dem alten Campingplatz aber völlig marode.
Ach, das ist dummes Zeug. Die haben wir doch vor anderthalb Jahren repariert.
Sind überhaupt schon Dauercamper umgezogen auf den neuen Platz?
Nein, aber dessen Betreiber macht ihnen Angebote.
Und normale Camper?
Die schickt er zu uns rüber.
Zum alten Campingplatz?
Ja. Der ist geöffnet.
Interview: Armin Simon