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Neu im Kino

„Marketa Lazarová“ Foto: Drop-Out Cinema

Es ist im Nachhinein oft schwer zu sagen, warum manche Meisterwerke nie das große Publikum erreicht haben, das sie eigentlich verdienen würden. Auf František Vláčils Film „Marketa Lazarová“ von 1967 trifft das allerdings nur halb zu. Denn der Film war durchaus erfolgreich, lief in den Jahren nach seiner Entstehung auch auf Festivals im Ausland und wurde später zum besten tschechischen Film aller Zeiten gewählt. Aber die ganz großen internationalen Wellen schlug er weder Ende der 1960er Jahre noch später. In Deutschland zum Beispiel lief das fast dreistündige Mittelalter-Epos, das auf eine visuell visionäre Art einen berühmten tschechischen Roman von 1931 adaptierte, nie im Kino. Dabei war der Film nach 1968 nicht einmal verboten worden. In etlichen Einstellungen tauchen Wolfsrudel auf, und an zentraler Stelle erzählt eine Räubermutter die Geschichte von einem Werwolf, die auf ihren Sohn gemünzt scheint. In diesem Film ist auch der Mensch ein wildes Tier – je wilder und gefährlicher, desto verführerischer. Weder König noch Kirche scheinen derweil in der Lage, Leib, Leben und Seelen der Schwachen zu schützen.

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