: Vom Risiko der Recherche
Jubiläum Am Samstag feiert die Bremer Lokalredaktion der taz ihr 30-jähriges Bestehen im KinoCity 46 mit drei Filmen zum Thema Presse und Journalismus. Und unsere LeserInnen sind eingeladen!
Seit 30 Jahren gibt es eine eigenständige Redaktion der taz in Bremen. Eine der Konstanten der taz.bremen ist, dass hier immer über das Kino und Filme berichtet wurde. So ist es nur konsequent, wenn die Geburtstagsparty in einem Kino stattfindet. Und zu einer alternativen Zeitung passt dann auch ein alternatives Kino, denn mit diesem Anspruch wurde in Bremen wie in vielen anderen Städten in den 70er-Jahren ein Kommunalkino gegründet, aus dem sich dann das City 46 entwickelte.
Dort wird am Samstag im Kinosaal, aber natürlich auch im Foyer gefeiert. Gezeigt werden drei Filme, die etwas mit Zeitungen und Journalismus zu tun haben. Das Programm beginnt um 17 Uhr mit der Dokumentation „Ein Artikel zuviel – Anna Politkowskaja und das System Putin“. Politkowskaja war eine der bekanntesten Journalistinnen Russlands. Sie schrieb so offen und kritisch etwa über den Terror des Tschetschnienkriegs, dass die Herrschenden sie auf eine Liste mit „Feinden des russischen Volkes“ setzten. 2006 wurde sie vor ihrer Wohnung erschossen. Dieser Mord ist bis heute nicht aufgeklärt. Ins Thema wird Wolfgang Eichwede einführen, emeretierter Professor an der Forschungsstelle Osteuropa der Uni Bremen.
Von den Mühen und Risiken einer brisanten Recherche wird in dem Spielfilm „Spotlight“ von Thomas McCarthy erzählt, der ab 19 Uhr läuft. Journalisten des Boston Globe gingen im Jahr 2001 Hinweisen auf Kindesmissbrauch innerhalb der katholischen Kirche nach. Der Film zeigt präzise die akribischen Nachforschungen und welche Probleme bestanden, wie Opfer, die nicht als Zeugen aussagen wollten, oder drohende Klagen durch die katholische Kirche. Nach den Enthüllungen musste der Kardinal von Boston zurücktreten, die Journalisten bekamen den Pulitzerpreis. Nach der Vorführung wird die Redaktion der taz.bremen davon berichten, wie viel der Film mit ihrem Alltag zu tun hat.
Ab 22 Uhr läuft dann Howard Hawks’Film „His Girl Friday“, den der Autor dieses Textes als einen seiner Lieblingsfilme ins Programm gemogelt hat, denn eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Presse ist diese Komödie nun wirklich nicht. Aber sie spielt in einer Zeitungsredaktion. Dass das klassische Hollywood von der Presse fasziniert war, die etwa in „Citizen Kane“ von Orson Welles, „Sweet Smell of Success“ mit Burt Lancaster oder „Reporter des Satans“ von Billy Wilder eine zentrale Rolle spielte, ist ein interessantes Thema, aber dieser Film läuft vor allem deshalb als Rausschmeißer, weil er so komisch ist.
Cary Grant ist darin ein Zeitungsherausgeber, der mit allen Mitteln verhindern will, dass seine beste Journalistin seine Redaktion – und ihn – verlässt, um einen anderen zu heiraten. Rosalind Russell beweist als seine Gegenspielerin, wie sexy Intelligenz und Witz sein können. hip
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