piwik no script img

Kinderarbeit für Eiscreme

Ausbeutung Amnesty kritisiert üble Bedingungen auf indonesischen Palmölplantagen

BERLIN afp/epd | Auf Palmölplantagen der indonesischen Firma Wilmar werden systematisch Menschenrechte verletzt. Das kritisiert Amnesty International in einem am Mittwoch vorgestellten Bericht. Wilmar beliefert führende internationale Konsumgüterhersteller wie Procter & Gamble, Nestlé oder Unilever. Drei von fünf untersuchten Plantagen waren als „nachhaltig“ zertifiziert. Procter & Gamble und Unilever versicherten ihre Kooperationsbereitschaft bei der Lösung der Probleme.

Laut Amnesty seien 120 Arbeiter auf Plantagen von Tochterfirmen des Palmölproduzenten und drei Zulieferern einem giftigen Unkrautvernichtungsmittel ausgesetzt. Acht- bis Vierzehnjährige müssten gefährliche Arbeit verrichten, manche könnten nicht mehr zur Schule gehen, weil sie den Eltern helfen müssten, Zielvorgaben zu erfüllen. Arbeiterinnen erhielten „in extremen Fällen“ einen Lohn von nur 2,50 US-Dollar (1,41 Euro) pro Tag.

Keines der großen Unternehmen habe auf Nachfrage erklären können, warum es die Menschenrechtsverletzungen bei den Zulieferern nicht erkannt und verhindert habe, erklärte Amnesty-Expertin Verena Haan. „Dabei sind die Palmöllieferketten meist kurz und wenig kompliziert.“

Der Körperpflege- und Haushaltsmittelkonzern Procter & Gamble erklärte auf Nachfrage, er arbeite „eng“ mit Wilmar zusammen, „um etwaiges Fehlverhalten zu korrigieren“. Man sei überzeugt, positiv auf die dortige Situation einwirken zu können.

Auch Unilever erklärte seinen Willen, Missstände beseitigen zu helfen. Er stimme zu, „dass noch viel mehr getan werden muss, um die tiefgreifenden gesellschaftlichen Probleme zu lösen“, die mit dem Anbau von Palmöl verbunden seien. Man wolle dabei eine „führende“ Rolle übernehmen.

Palmöl ist ein wichtiges Basisprodukt für Lebensmittel sowie Körperpflege-, Pharma-, Haushalts- und Hygieneartikel. Es findet sich etwa in Margarine, Eiscreme, Cremes, Fertiggebäck, Pizza und Waschmitteln. Laut der Umweltschutzorganisation WWF ist es in etwa jedem zweiten Produkt enthalten, das in Supermärkten verkauft wird. Der Anbau wird seit Langem wegen der damit verbundenen Umweltzerstörung und wegen der Arbeitsbedingungen kritisiert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen