: Die Ernüchterte
Das Maß ist voll für Vera Steder. Nach zehn Jahren ist die niedersächsische Landesvorsitzende des Deutschen Tierschutzbundes aus der CDU ausgetreten. Aus Protest. Die Tierschutzpolitik von Niedersachsens schwarz-gelber Landesregierung will sie nicht mehr mittragen und hat Ministerpräsident und CDU-Landeschef David McAllister ihr Parteibuch zurückgegeben.
Ein Austritt mit Signalwirkung, so kurz vor der Landtagswahl im Januar. Landesweit berichtet die Presse, die Opposition lobt Steders „mutigen Schritt“. Mutig findet sich die 64-Jährige selbst allerdings nicht, wie sie sagt. Hinter ihrem Austritt mitten im Wahlkampf stecke auch kein Kalkül. Ihr sei es schlicht darum gegangen, „wieder in den Spiegel gucken zu können“, erklärt Steder, die sich seit fast 30 Jahren für den Tierschutz engagiert, knapp 20 davon als Landesvorsitzende des Tierschutzbundes. 2009 erhielt sie dafür sogar das Bundesverdienstkreuz.
Vieles hat die pensionierte Lehrerin in einem Jahrzehnt CDU geschluckt: Den Schlachthof- und Maststall-Boom etwa. Selbst Ex-Agrarministerin Astrid Grotelüschen, persönlich in die Mastindustrie verwickelt, hat Steder trotz Zweifeln noch irgendwie hingenommen. Jetzt aber „ist das Fass übergelaufen“, sagt sie. Erst wurde das Verbot von Brandzeichen bei Pferden aus dem geplanten Bundes-Tierschutzgesetz gestrichen – und Niedersachsens Agrarminister Gert Lindemann (ebenfalls CDU) fand lobende Worte. Dann wurde das für 2017 geplante Ende der betäubungslosen Ferkelkastration auf 2019 verschoben – mit Unterstützung aus der Niedersachsen-CDU, wie Steder sagt.
Spätestens da habe sie realisiert, dass die Regierung McAllister trotz vollmundiger Ankündigungen und Initiativen wie einem Landes-Tierschutzplan für eine „rückwartsgewandte Tierschutzpolitik“ stehe. Und auch wie begrenzt ihre Möglichkeiten als „kleines Rädchen“ in der CDU angesichts der „übergroßen Agrarlobby“ sind, habe sie erst jetzt festgestellt, sagt Steder ernüchtert. THA