: Mehr Jobs, aber für wenig Geld
Gerechtigkeit Immer mehr Menschen in Europa sind trotz ihres Vollzeitjobs von Armut bedroht
Die Studie zeigt insgesamt eine Erholung des Arbeitsmarkts in der Europäischen Union von den Folgen der Finanzkrise. Fast zwei Drittel der EU-Bürger, nämlich 65,6 Prozent, waren im Jahre 2015 erwerbstätig, eine leichte Verbesserung gegenüber dem Vorjahr (64,8 Prozent). Die Arbeitslosenquote in der EU sank auf 9,6 Prozent. Sie hatte vor der Finanzkrise im Jahre 2008 allerdings bei 7,1 Prozent gelegen.
7,8 Prozent der Vollzeitbeschäftigten waren im Jahre 2015 in der EU von Armut bedroht, in Deutschland betrug diese Quote 7,1 Prozent. Das war eine leichte Abnahme gegenüber dem Jahr zuvor (7,5 Prozent). Im Jahr 2015 war der Mindestlohn von 8,50 Euro in Deutschland eingeführt worden. Die Armutsgefährdungsquote bei Vollzeitbeschäftigten in Deutschland hatte im Jahre 2009 allerdings bei nur 5,1 Prozent gelegen. Die Autoren der Studie warnten vor einer „Dualisierung“ des Arbeitsmarktes, einem Trend, den es in vielen EU-Staaten gebe. Zeitarbeiter gehören beispielsweise zur benachteiligten Hälfte.
Die Armutsgefährdungsquote bezeichnet den Anteil der Einkommen, die unterhalb von 60 Prozent des mittleren Einkommens liegen. Dieser Schwellenwert in einem Singlehaushalt lag in Deutschland im Jahre 2015 bei rund 1.030 Euro netto im Monat.
Obwohl sich die Jobmärkte in Europa im Durchschnitt gut entwickeln, bleibt das Armutsrisiko hoch. Jeder vierte EU-Bürger ist von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Besonders hoch sind die Werte im Süden und Südosten Europas: In Bulgarien beispielsweise liegt der Anteil bei 41,3 Prozent. Dies gilt auch für Griechenland mit einer Armutsrisikoquote von 35,7 Prozent und für Rumänien mit 37,3 Prozent. Dies weist auf gespaltene Gesellschaften hin. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt die Quote 20 Prozent, damit ist sie deutlich höher als in Schweden mit 16 Prozent. Der Überraschungssieger bezüglich der Armutsgefährdungsquote ist Tschechien: Hier beträgt sie nur 14 Prozent.
Barbara Dribbusch
Meinung + Diskussion
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