: 8 Nordrhein-Westfalen für Deutschland
Am Sonntag soll sich beim SPD/CDU-Gipfeltreffen entscheiden, wer welche Posten in der geplanten Großen Koalition bekommt. Welche NRW-Politiker kommen ins Kabinett? Wer hat keine Chance?
VON KLAUS JANSENUND MARTIN TEIGELER
Sonntagabend. 20 Uhr. Acht Augen. Beim Spitzentreffen zwischen SPD und CDU wird nicht nur entschieden, wer künftig ins Berliner Kanzleramt einziehen darf. Acht Politiker aus Nordrhein-Westfalen werden ganz besonders gespannt darauf warten, was die höchste Kungelrunde der Republik entscheidet. Denn ihre berufliche Zukunft hängt davon ab, welche Partei in der geplanten großen Koaltion welche Ämter besetzt. Die taz macht den Minister-Check: Wer wird‘s? Wer bekommt sein Wunschressort? Und wer geht leer aus?
Ulla Schmidt (SPD)Alter: 56Herkunft: AachenJob: BundesgesundheitsministerinIm Gespräch als: Gesundheitsministerin. Trotz Praxisgebühr und Kostenexplosion im Gesundheitswesen will die SPD an Uns-Ulla-lala festhalten. Ihr Trumpf im Machtpoker: Die CDU will den ungeliebten Job als Schröpfer der Kranken und Beladenen wohl auch nicht. Und CSU-Gewissen Seehofer kann nicht mit Kopfpauschalen-Angie.Chancen: Gut. Allerdings muss die Gute-Laune-Ministerin mit dem Öcher Dialekt darauf hoffen, dass ihr Ressort nicht zerschlagen und die Gesundheit dem Arbeitsministerium zugeschlagen wird.Friedrich Merz (CDU)Alter: 49Herkunft: SauerlandJob: RebellIm Gespräch als: Finanzminister. Nach der Kirchhof-Pleite von Unionsmännern nach vorne geschoben, hat sich der nette Bierdeckel-Fritz in der vergangenen Woche als Wahlniederlagen-Analyst hervorgetan. Tenor: Merkel kann‘s nicht und war die Zweitstimme nicht wert. Chancen: Jetzt wieder mies. Ulrich Kelber (SPD)Alter: 37Herkunft: BonnJob: Gläserner AbgeordneterIm Gespräch als: Umweltminister. Gilt als Rarität in der SPD: Jung, erfolgreich, Solar- und Ökostromfreund. Erfahrene SPD-Parlamentarier wollen die Nachwuchshoffnung neben Oldies wie Struck und Schily im Kabinett sehen. Chancen: Eher in der Zukunft. Muss sich gegen Karrieristen im Rentenalter durchsetzen.Peer Steinbrück (SPD)Alter: 58Herkunft: Hamburger, WahlbonnerJob: ReserveIm Gespräch als: Allrounder, Vizekanzler, Superminister, Finanzminister. Steinbrück galt vor der Wahl als Mr. Große Koalition. Und jetzt? Still ist‘s geworden um den NRW-Wahlverlierer. Man rätselt warum: Weil Müntefering Vizekanzler werden will? Weil Steinbrück besser in der CDU ankommt als in der eigenen Fraktion?Chancen: Schwierig. „Nicht mehrheitsfähig“, heißt es aus der NRW-SPD-Landesgruppe.Norbert Lammert (CDU) Alter: 56 Herkunft: Bochum Job: BundestagsvizepräsidentIm Gespräch als: Bundestagspräsident. Der mächtige Chef der Ruhrgebiets-CDU könnte allerdings auch Kulturminister werden. Für die schönen Künste war er im Merkel-Kompetenzteam zuständig.Chancen: Offen. Womöglich muss er zusehen, wie die CDU den Bundestagsvorsitz per Kuhhandel an die SPD verschachert. Oder Schäuble wird Parlamentspräsident. Und vielleicht behält die SPD auch das Kulturressort. Wolfgang Clement (SPD)Alter: 65Herkunft: BochumJob: Noch-SuperministerIm Gespräch als: Rest-Minister. Rentner. Nach dem Hartz-IV-Chaos ist Clement bei vielen SPD-Verantwortlichen ungefähr so beliebt wie eine Kanzlerin Merkel. Doch der routinierte Grantler ist parteiintern auf Bewerbungstour für weitere vier Jahre im Kabinett.Chancen: Durchwachsen. Falls CSU-Chef Stoiber Superminister werden will, muss Clement wohl nach Hause. Peter Paziorek (CDU)Alter: 57 Herkunft: Münsterland Job: AbgeordneterIm Gespräch als: Umweltminister. Als umweltpolitischer Fraktionssprecher kämpft er für den „Erhalt der Schöpfung“ und plädiert für einen Umbau der Ökosteuer zu einer „schadstoffbezogenen Abgabe“. Chancen: Wenn die SPD das Trittin-Ressort nicht haben will, könnte seine große Stunde schlagen.Norbert Röttgen (CDU)Alter: 40 Herkunft: Rheinland Job: AbgeordneterIm Gespräch als: Kanzleramtsminister, CDU-Generalsekretär. Röttgen und Angela Merkel sind miteinander vertraut wie die Klassenlehrerin mit dem Klassensprecher. Röttgen könnte ins Kanzleramt wechseln, falls Volker Kauder die Fraktion führt. Und falls der schwäbische Queen-Fan Kauder bei Merkel einzieht, wäre der Sekretärposten frei.Chancen: Naja.