piwik no script img

Jemen steht vor einer großen Hungersnot

UN Aus dem humanitären Desaster ist nun eine Katastrophe geworden, sagt der Nothilfekoordinator

NEW YORK dpa/ap | Dem Jemen droht aus Sicht des UN-Nothilfekoordinators Stephen O’Brien der Kollaps, falls die Konfliktparteien nicht bald ein Friedensabkommen schließen. 80 Prozent der Jemeniten, also rund 21,2 Millionen Menschen, seien auf humanitäre Hilfe angewiesen, sagte O’Brien dem Sicherheitsrat. Über zwei Millionen Menschen, darunter 370.000 Kinder, litten an Unterernährung.

„Aus dem menschengemachten brutalen humanitären Desaster ist nun die Katastrophe geworden, von der ich vor 18 Monaten vor diesem Rat sagte, dass sie sich ‚abzeichne‘ “, warnte O’Brien. „Es ist höchste Zeit, dass die Parteien das jemenitische Volk an die erste Stelle setzen und einen Friedenspakt erzielen, um zu retten, was von der Infrastruktur, der Wirtschaft und den Sozialdiensten im Land noch übrig ist.“

Die USA haben ihren Verbündeten Saudi-Arabien dazu aufgerufen, seine Luftschläge im Jemen einzustellen. Vor allem die Angriffe, „die Schulen, Krankenhäuser und andere zivile Objekte treffen, müssen aufhören“, sagte die UN-Botschafterin der Vereinigten Staaten, Samantha Power, am Montag vor dem Sicherheitsrat.

Die Angriffe hätten oft Infrastruktur getroffen, die wichtig für die Versorgung der Bevölkerung mit Hilfsgütern sei. Power verurteilte erneut einen Angriff auf eine Trauerfeier, bei der in der Hauptstadt Sanaa zuletzt 140 Menschen starben. Am Wochenende waren zudem bei saudischen Luftangriffen auf ein Gefängnis im Ort Saida im Westen des Landes mehr als 60 Menschen getötet worden. Die meisten von ihnen waren Huthi-Gegner.

Im Jemen bekriegen schiitische Huthi-Rebellen Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi. Sie erzielten zunächst große Erfolge. Im März vergangenen Jahres griffen Saudi-Arabien und andere Golfstaaten an der Seite Hadis in die Kämpfe ein. Seitdem wurden laut UN mehr als 4.000 Zivilisten getötet, 7.200 weitere wurden verletzt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen