: Die Akkus werden etwas leichter
Eine junge Firma aus Österreich entwickelt ein neues Batteriekonzept für Elektroautos – und wird bereits mit Tesla verglichen
Von Bernward Janzing
Fakt ist: Philipp, Johann und Markus Kreisel entwickeln seit 2014 in Freistadt im Mühlviertel leichte und kompakte Batterien für Fahrzeuge und Heimanwendungen. Aus einer Garagenfirma haben sie ein Unternehmen aufgebaut, das demnächst 70 Mitarbeiter beschäftigen wird.
Aber: Was ist wirklich dran an dieser Technik? Vorweg gesagt: Kreisel baut keine neuartigen Batteriezellen, sondern fügt lediglich marktgängige Zellen zu Akkupacks zusammen. Allerdings nutzt die Firma Zellen mit höherer Energiedichte als die meisten anderen Entwickler von Akkusystemen.
Die Zahlen: Das US-Pionierunternehmen Tesla, das rasante Autos mit Elektromotoren vertreibt, ist für seine Visionen bekannt – und für seine bislang noch chronischen Defizite. Doch im dritten Quartal lief nun ein Gewinn von 21,9 Millionen Dollar auf. Im Vorjahresquartal hatte der Verlust noch 293,2 Millionen Dollar betragen.
Der Umsatz: 2,3 Milliarden Dollar hat Tesla in diesem Quartal eingenommen, 24.821 Fahrzeuge ausgeliefert. Am beliebtesten ist die Luxus-Limousine „Model S“.
Die Zukunft: Mitte 2017 soll „Model 3“ auf den Markt kommen, ein Mittelklasseauto. Hunderttausende Exemplare wurden bereits verbindlich vorbestellt, obwohl die Herstellung noch gar nicht begonnen hat. 2018 will Tesla bereits in der Lage sein, 500.000 Elektroautos pro Jahr zu produzieren. (dpa)
Es handelt sich um Rundbatterien, die komplizierter zu verbauen sind als die flachen Speicherzellen, die meist in Akkupacks genutzt werden. Zwar setzt auch Tesla auf besonders kompakte Rundzellen, dennoch erzielt Kreisel Electric im Vergleich zur amerikanischen Firma – gemessen an Gewicht und Volumen – höhere Speicherwerte. Denn die Rundzellen werden mit einem speziellen Laserschweißverfahren miteinander verbunden. Zudem haben die Ingenieure ein besonderes Temperaturmanagement entwickelt, für das sie eine Kühlflüssigkeit nutzen, die sie nicht näher beschreiben. So ergebe sich, versichert Kreisel Electric, eine „hohe Sicherheit“ und eine „hohe garantierte Lebensdauer“.
Die Österreicher werben nun damit, sie hätten „die aktuell leichteste Batterie am Markt“: Ein Akkupack mit der Kapazität von einer Kilowattstunde wiegt 4,1 Kilogramm und kommt auf ein Volumen von 1,95 Liter.
Trotz dieses Fortschritts nehmen auch die Kreisel-Akkus noch viel Platz im Kofferraum ein: Normale Elektroautos benötigen etwa 25 Kilowattstunden, um eine Reichweite von rund 120 Kilometern zu erreichen. Auch mit Kreisel-Akkus kommt also ein Batterie-Volumen von etwa 50 Litern zusammen.
Experten würdigen die Entwicklung: „Insgesamt ein sehr gutes Stück Ingenieursarbeit“, urteilt Dirk Uwe Sauer, Professor für Elektrochemische Energiewandlung und Speichersystemtechnik an der RWTH Aachen. Das Batteriesystem sei „eine intelligente Zusammenführung von Komponenten und Konzepten“. Aber es sei „kein Durchbruch oder etwas Sensationelles“.
Aber auch die schlichte Fortentwicklung des Bestehenden kann gute Geschäftsperspektiven bieten. Kreisel Electric expandiert gerade massiv: Im nahen Rainbach im Mühlkreis wird eine Fabrik errichtet, die demnächst alljährlich Batterien mit einer Gesamtkapazität von 1,2 Millionen Kilowattstunden bauen soll. Kunden seien unter anderem die Autozulieferer Magna und Bosch, heißt es.
Stolz kündigt die Firma zudem eine Aktion für 2018 an: Der Pionier Raphaël Domjan will mit seinem solarbetriebenen Zweisitzflugzeug eine Rekordflughöhe von 25.000 Metern erreichen. Es soll Kreisel-Akkus an Bord haben. Die Stratosphäre, in der Temperaturen von minus 70 Grad und extrem niedriger Druck herrschen, stellt besondere Anforderungen an die Speicherelemente.
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