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Wo Eine Protestform weniger mobilisiertAufmärsche ausgedünnt

Foto: dpa

Die Aufmärsche mobilisieren nicht mehr. Im Norden versuchten verschiedene rechtsextreme Zusammenschlüsse erneut ihre Anhänger gegen vermeintliche Überfremdung und Islamisierung auf die Straße zu locken. Doch am vergangenen Wochenende blieb in Neumünster und Wismar der Zulauf wieder äußerst gering.

Am Samstag war in Neumünster der geplante Marsch „Gemeinsam für unser Deutschland –Volkswillen umsetzen“ vorzeitig beendet worden. Zu der Aktion hatte der NPD-Ratsherr Mark Proch in seiner Heimatstadt aufgerufen. Vor 43 Gleichgesinnten rief er auf sich gegen die „volksfeindliche Politik zu wehren“ und beklagte die „verfehlte Flüchtlings-, Familien- und Sozialpolitik“. Bis in „alle Ewigkeit“ würden sie Widerstand leisten wollen gegen die Ideologien „Linker, Sozialdemokraten und gescheiterter Christdemokraten“.

Unter den wenigen Aufmarschierenden: Thomas Wulff, der bekennende Nationalsozialist, der gerade die NPD-Landesführung in Hamburg durch Parteiaustritt niederlegte. Über 250 Gegendemonstranten standen ihnen entgegen. Den Marsch der Rechten durch die Innenstadt verkürzte die Polizei, da die geplante Route „durch Gegendemonstrationen nicht zur Verfügung stand“.

In Wismar fiel der Marsch sogar ganz aus. Am Sonntag wollten „Wismar wehrt sich“ gegen die Zerstörung „der Heimat“ auflaufen. Die Aktion unterstützen die Kameradschaft „Germanisches Bollwerk Mecklenburg“ und „Kameradschaft Mecklenburg“. Doch es erschienen nur zwölf Mitstreiter. Als keine weiteren Kameraden eintrafen, wurde der Marsch abgesagt. David Büring, einer der führenden Köpfe, sitzt derzeit in Haft. Im August hatte er in Schwerin verkleidet als Araber einen Rucksack in eine Menschengruppe geschmissen und „Allahu Akbar“ gerufen. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Verdacht der Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten.

Andreas Speit

arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Rund 50 Gegendemonstranten freuten sich. Im Norden scheint die Aktionsform der Aufmärsche nicht mehr so attraktiv. Vielleicht, weil der Gegenprotest die Aktionen oft beeinträchtigt. Die Blockaden scheinen zu zermürben.

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