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Wildschwein, House und ein wiedergeborener Reifen

WERKSCHAU Böser Witz und surreale Ideen: Das Hamburger B-Movie zeigt in diesem Monat Filme von Regisseur Quentin Dupieux

Traumhafte Logik: Quentin Dupieux Foto: Elen Nivrae/Wikimedia Commons

Filme macht er nur nebenbei. Bekannt geworden – und erfolgreich auch – ist Quentin Dupieux als Musiker und DJ: Unter dem Pseudonym „Mr. Oizo“ hatte er 1999, als noch nennenswert Msuik auf CD verkauft wurde, mit dem Song „Flat Beat“ einen Hit, und das längst nicht nur im heimischen Frankreich. In Erinnerung geblieben ist manchem nicht unbedingt die stampfende House-Musik, dafür aber das gelbe Plüschtier. „Flat Eric“, der in dem Musikvideo – denn auch solche gab es damals noch nennenswert – die Hauptrolle spielte.

Dupieux hatte schon damals ein Gespür für das visuell Merkwürdige und da überrascht es kaum, wenn man weiß: Seine ersten Regieversuche machte er auf den Sets des seelenverwandten Kollegen Michel Gondry. Seit 2001 hat Dupieux insgesamt sechs Filme gemacht, von denen das Hamburger B-Movie in diesem Monat insgesamt fünf ins Programm genommen hat.

Sein Debüt ist mit „Nonfilm“ (zu deutsch „Nichtfilm“) passend betitelt, denn er ist so gut wie nonexistent – und wird dementsprechend nun auch nicht gezeigt. „Steak“ aus dem Jahr 2007 (So, 23. 10., + Do, 27. 10.) ist eine schwarze Komödie über ein Schulmassaker, bei dem der Täter straffrei davon kommt, weil stattdessen sein bester Freund in der Psychiatrie landet. Keine untypische Geschichte: Dupieux folgt gerne einer Traum- oder besser: Albtraumlogik denn einer wirklichen oder auch nur halbwegs nachvollziehbaren Dramaturgie.

In „Wrong“ (Do, 20. 10. + Sa, 29. 10.) verschwindet ein Hund und der verzweifelte Besitzer heuert einen Hundedetektiv an, um ihn wiederzufinden. In „Wrong Cops“ (So, 23. 10., + So, 30. 10.) schmuggelt dann ein Polizist Drogen in toten Tieren, und in Dupieux’bisher letztem – wie auch aufwendigstem – Film, „Realité“ (Do, 27. 10., + So, 30. 10.), findet wiederum ein neunjähriges Mädchen eine Video-Kassette im Bauch eines Wildschweins.

Sein bisher bester Film ist „Rubber“ aus dem Jahr 2010 (Do, 20. 10,): Darin hat er wieder ein würdiges Alter Ego gefunden, so wie einst den gelben Flat Eric – einen Autoreifen, der zum Leben erwacht, die Schädel von Menschen platzen lässt und schließlich als Dreirad wiedergeboren wird. Das muss man gesehen haben. HIP

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