heute in hamburg: „Nutzen durch Technik“
Smart Cities Städte sollen Bürger, Umwelt und Infrastruktur vernetzen, sagt Chirine Etezadzadeh
gründete das Smart City Institute, das Städte der Zukunft zu den Themen Energie, Mobilität und Digitalisierung erforscht.
taz: Frau Etezadzadeh, Smart City übersetzt heißt „kluge Stadt“. Was verstehen Sie darunter?
Chirine Etezadzadeh: Eine Smart City schafft es, durch Technik einen erlebbaren Nutzen für Menschen herzustellen. Im Mittelpunkt müssen Mensch und Umwelt stehen. Sie sind die Grundlage. Letztlich heißt Smart City auch, dass durch Kommunikationsprozesse eine Vernetzung zwischen Bürgern, Umwelt und Infrastruktur hergestellt wird, die alle weiterbringt und die Stadt lebenswerter macht.
Welche Städte sind besonders fortschrittliche Smart Cities?
Technisch gesehen: Seoul. Dort ist man, was das Automatisieren und Digitalisieren von Prozessen betrifft, ziemlich weit. Wenn es um Nachhaltigkeit geht, sind Amsterdam oder Kopenhagen weit vorne. Die beteiligen auch ihre Bürger.
Und was ist mit Hamburg? Immerhin rühmt sich die Stadtverwaltung damit, bereits Projekte angeschoben zu haben. Sensoren steuern etwa den Verkehrsfluss im Hafen.
Hamburg hat ein gutes Verkehrssystem. Was die Dekarbonisierung der Mobilität betrifft, muss die Stadt aber noch zulegen. Also bei der Umstellung auf einen geringeren Kohlenstoffverbrauch. Da haben alle Metropolen Nachholbedarf. Hamburg hat wegen seiner Lage aber Potenzial. Es gibt viel Wasser, die Windkraft lässt sich nutzen.
Kritiker sagen, die Smart City sei nur ein Modebegriff. Woher kommt die Skepsis?
Zunächst mal ist es so, dass es noch keine genaue Definition der Smart City gibt. Für mich basiert sie auf Mensch, Natur und hocheffizienten ressourcen- und energieeffizienten Infrastrukturen. Natur heißt, dass auch Pflanzen und Tiere berücksichtigt werden. Was Deutschland angeht: Da wächst das Bedürfnis nach Dezentralität. Die Menschen wollen ihr Umfeld mitgestalten.
Gestalter sind meist besser Qualifizierte. Hängt die Smart City sozial Schwächere ab?
Im Gegenteil. Gerade die Digitalisierung ermöglicht bessere Partizipationsverfahren. Die Frage ist, was man daraus macht.
Wie stellen Sie sich die perfekte Stadt vor?
Eine Stadt, in der Technologisierung und Digitalisierung einen Nutzen stiften. Die reale Lebenswelt sollte davon profiliert, aber nicht dominiert werden.
Interview: David Joram
Vortrag „Was ist eine Smart City“ auf der Messe Intergeo:11. Oktober, 10.30 Uhr, Messeplatz 1
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