LeserInnenbriefe
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Adressaten des Hasses

betr.: „Den öffentlichen Raum gekapert“, taz vom 4. 10. 16

Offenbar ist dem Autor Klaus Hillenbrand entgangen, dass und wie Rechte und Neonazis seit Jahren den öffentlichen Raum in Ostdeutschland in Beschlag nehmen. Gewiss, die unverschämten Beschimpfungen der prominenten Politiker gaben eine unschöne Szenerie ab. Doch sie sind nichts im Vergleich zu dem, was Menschen erdulden müssen, die keine Personenschützer und keine Limousinen zur Verfügung haben, die sich den rechten Wutbürgern nicht entziehen können, ob als Migranten, als erkennbar engagierte Bürger oder als Punks …Und anders als vor der Dresdner Frauenkirche bleibt es bei weniger prominenten Adressaten des Hasses auch nicht bei verbalen Ausfällen, wovon die Zahl der Angriffe auf Asylunterkünfte, Wahlkreisbüros und Treffpunkte engagierter Bürger/innen beredt Zeugnis ablegt. Wer gelegentlich liest, was die taz-Autoren Michael Bartsch und Andreas Speit dazu schreiben, wäre sicher nicht verwundert. David Begrich,Arbeitsstelle Rechtsextremismus, Magdeburg

Null Einfluss

betr.: „Arriba Aleppo“, taz vom 6. 10. 16

Was will mir Ambros Waibel sagen, außer die erstaunliche Tatsache mitzuteilen, dass Durruti schon 40 Jahre tot gewesen ist, bevor er ermordet wurde. Will er mir sagen, dass Putin den dritten Weltkrieg anfängt, wenn Assad gewinnen sollte, oder dass die bewaffnete Opposition so „homogen“ ist wie die spanische? Ich denke, die Kräfte eines demokratisch-laizistischen Syriens haben heute so viel Einfluss wie damals die für ein demokratisch-laizistisches Spanien, nämlich null. Die Berichte aus dem syrischen Widerstand, die ich gesehen habe, erschöpften sich in „Allahu akbar“-Rufen und dem Wunsch, als Märtyrer zu sterben. Letzteres ist mit Friedensgesprächen nicht kompatibel.

Hans Süßenguth-Großmann, Jena

Es geht auch anders

betr.: „Ökos bestehen auf großen Ställen“, taz vom 4. 10. 16

Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) möchte 12.000 Legehennen in einem Gebäude erlauben. Auch wenn der BÖLW ein „Öko“ in seinem Namen führt – ist das noch öko? Die meisten VerbraucherInnen sehen das sicher nicht so. Wenn man sich die Fördermitglieder des BÖLW von Alnatura über dm bis Rewe ansieht, so ist klar, dass es hier um eine Massenproduktion von Bio zum kleinen Preis geht.

Dass es auch anders geht, zeigen die vielen kleinen Biobetriebe und echten Bioläden, denen es in erster Linie um die Weiterentwicklung der Qualität zum Nutzen für Mensch, Tier und Umwelt geht. Da sind Ökos zu finden, auch wenn die taz selten darüber berichtet und viele Verbraucher heute eher in Supermärkte gehen. Stefan Schlepütz, Dortmund

Kein Wort für Schwachsinn

betr.: „Bio ist für mich Abfall“, taz vom 7. 10. 16

„Verschlimmbessern“ ist wirklich ein gutes Wort – und bei „Biodeutscher“ hatte ich schon immer so ein blödes Gefühl. Ich habe deshalb lange und erfolglos überlegt, was denn ein besseres Wort ist. Es gibt ja diesen Unterschied, der manchen Rechten am Herzen liegt: Deutsche die irgendwie (tja) „deutsch“ aussehen, „akzentfrei“ (und dazu zählen lustige Mundarten wie Bayrisch, Schwäbisch, Thüringisch, aber ein leichter zum Beispiel französischer Singsang irgendwie nicht) sprechen und ... keine Ahnung was noch ... und halt andere Deutsche. Wie soll man diesen Unterschied, den manche machen wollen, beschreiben? Oder ist es einfach total richtig, dass es dafür kein Wort gibt und geben soll, und wir „biodeutsch“ dann flugs wieder aus dem Vokabular streichen sollten, weil: Für so einen Schwachsinn sollte es kein Wort geben, und wenn jemand solche Unterschiede machen will, soll er/sie sich eben genau einen abkrebsen zu erklären, was denn nun sein Problem ist? SILKE KARCHER, Berlin

Den Kropf geleert

betr.: „Ach, Oskar“, taz vom 6. 10. 16

Na endlich, dann aber mal los mit einem Diskurs „im linken Lager“. Ulrike hat gegiftet: „rechtes Konsensgespräch“, Oskar tobt zurück „neoliberale Kampfpresse“ – beide haben den Kropf geleert, und jetzt geht’s in die Diskussion mit Argumenten, die alle beide ja durchaus auch geliefert haben (ja, auch Oskar, wenn man nicht nur den ersten Abschnitt liest). Das erhoffe ich mir jedenfalls in einer politischen Zeitung, und zwar schwarz auf weiß auf Papier und nicht in unsozialen Geschwätzwerken (jetzt habe ich meinen Kropf auch geleert). HEINER LEMPP, Tübingen

Sicheres Herkunftsland?

betr.: „Kabul kann auf weitere Milliarden hoffen“,taz vom 6. 10. 16

Nach den Deals mit der Türkei und Marokko nun ein ähnliches Abkommen mit Afghanistan. Viel Geld fließt in die Taschen diktatorischer und korrupter Regime, damit sie bei der Rücknahme von Flüchtlingen kooperieren.

In Afghanistan ist Krieg, in diesen Tagen zum Beispiel in Kundus, nachdem die Bundeswehr dort abgezogen ist. Afghanistan als sicheres Herkunftsland zu bezeichnen ist offenkundig eine Lüge. Vor den Taliban Geflüchtete nach Afghanistan abzuschieben ist Mord.

Geld gegen Flüchtlinge stinkt zum Himmel.

WINFRIED EISENBERG, Herford