KUNST

KunstNoemi Molitorschaut sich in Berlins Galerien um

Mit dem ästhetischen und politischen Verhältnis zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit beschäftigt sich Teju Cole in seiner im August erschienenen Essaysammlung „Known and Strange Things“. Selbst Fotograf, Journalist, Schriftsteller und Kunsthistoriker, beschäftigt er sich mit Repräsentationsmodalitäten in Fotografie, Journalismus und Kunst. Es geht um die globale Zirkulation der Bilder, James Baldwin, Virginia Woolf, die visuelle Berichterstattung zur Black-Lives-Matter-Bewegung. Und immer wieder: um Gegenbilder. Nein, eigentlich solche Bilder, die Zwischenbilder sind, unter dem augenscheinlich Sichtbaren liegen. Am Donnerstagabend liest Cole bei ­SAVVY Contemporary aus seinen Essays und spricht mit Anna Jäger (Lesung und Gespräch: 6. 10., 20 Uhr, Plantagenstr. 31).

Auf welche Weise Objekte, insbesondere im Prozess der Musealisierung, mit kulturgeschichtlichen Bedeutungszuschreibungen aufgeladen werden – aber auch reinterpretiert und umgeschrieben werden können –, diskutieren am Montag die Kulturtheoretiker Arjun Appadurai und Tony Bennett sowie Museumswissenschaftlerin Sharon MacDonald im Rahmen der HKW-Reihe „Wörterbuch der Gegenwart“, Stichwort „DING“. Dies tun sie im Ethnologischen Museum, inmitten in klassisch verdinglichender Manier ausgestellter Objekte also, die sich an der Schnittstelle kolonialer Sammelwut und gegenwärtiger Fortsetzungen der Subjekt-Objekt-Trennung in der musealen Inszenierung – Glashaube, gedämpftes Licht, Wachpersonal – bewegen (Gesprächsrunde „DING“: 10. 10., 19 Uhr, Lansstraße 8). Näheres dazu am Beispiel Paratext (Metadaten zu Texten) im Werkstattgespräch mit Jörg Lehmann im Haus II der Staatsbibliothek unter dem Obertitel „Wissenswerkstatt: Den Beobachter beobachten – Eine sehr kurze Geschichte ethnologischer Objektivität“ (11. 10., 18.15 Uhr, Schulungsraum im Lesesaal Potsdamer Str. 33).

Passende Orte, aber auch guter Zeitpunkt, finden doch gerade gleichzeitig mehrere Auseinandersetzungen mit den Kondensationspunkten Berliner Kolonialgeschichte statt, die Black Berlin Biennale 2.0 zum Beispiel (Programm: www.kunsthauskule.de/Facade-Gallery, bis 31. 10. Auguststr. 10), sowie Veranstaltungen im Rahmen der District-Reihe „Undisciplinary Learning: Remapping the Aesthetics of Resitence Reihe“ (www.undisciplinarylearning.com), darunter auch „… in der Gartenkolonie“, mit Naomi Hennig, Lerato Shadi und Hans Coppi jr., angedockt an das HAU-Projekt „Die Ästhetik des Widerstands. Peter Weiss 100.“ (Performance und Gespräche: 8. 10., 14 Uhr, Schwerbelastungskörper, General-Pape-Straße 34a).