: Gute Arbeitsmarktzahlen, schlechte Aussichten
JobsQuote sinkt auf Rekordtief – doch Krise bei Air Berlin und Bank bedroht auch hiesige Stellen
Selten lagen gute und schlechte Nachrichten in Sachen Jobs so eng zusammen wie am Donnerstag. Am selben Vormittag, an dem die Arbeitsagentur die geringste Arbeitslosenquote in Berlin seit dem Mauerfall verkündete – 9,4 Prozent –, verkündeten die angeschlagenen Großunternehmen Air Berlin und Commerzbank massive Einsparungen, die auch in Berlin Jobs kosten könnten.
Rund 175.000 Berlinerinnen und Berliner waren im September arbeitslos gemeldet, etwa 5.000 weniger als einen Monat zuvor. Vor einem Jahr noch hatte die Arbeitslosenquote bei 10,4 Prozent gelegen. Sie war im Juni erstmals unter die Zehn-Prozent-Marke gerutscht und hat sich damit seit 2005 fast halbiert. In Brandenburg liegt die Arbeitslosenquote derzeit bei 7,5 Prozent. Sie hat sich damit gegenüber dem Wert von vor einem Jahr – 8,1 Prozent – ebenfalls deutlich verringert. Nach Einschätzung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Arbeitsagentur wird sich dieser Trend fortsetzen. Die meisten Unternehmen würden weiter einstellen, hieß es.
Doch droht die negative Entwicklung bei Air Berlin und bei der Commerzbank auch in Berlin Arbeitsplätze zu vernichten. Air Berlin mochte auf taz-Anfrage hin nicht bestätigen, aber auch nicht dementieren, dass hiesige Jobs betroffen sind. Das sei „Gegenstand innerbetrieblicher Verhandlungen“, äußerte sich ein Unternehmenssprecher, man stehe „im Dialog mit den Betriebsräten und Gewerkschaften“. Nach eigenen Angaben sollen bei der Fluggesellschaft 1.200 von 9.000 Stellen wegfallen. Berlin als namensgebender Standort soll aber neben drei anderen Flughäfen Air-Berlin-Basis bleiben.
„Das ist eine bittere Nachricht für unsere Stadt“, kommentierte Regierungschef Michael Müller (SPD) die Schrumpfungspläne. Er forderte die Air-Berlin-Investoren auf, sie müssten „ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden“.
Noch mehr Arbeitsplätze will die Commerzbank streichen: Bis Ende 2020 soll es 7.300 Vollzeitstellen weniger als die derzeit 45.500 geben. In Berlin beschäftigt die Bank nach eigenen Angaben rund 1.800 Mitarbeiter.
Weiter gehende Zahlen lagen auch der Senatsverwaltung für Wirtschaft noch nicht vor. „Daher ist eine Bewertung hinsichtlich der konkreten Auswirkungen auf den Standort Berlin noch nicht möglich“, sagte ein Sprecher von Senatorin Cornelia Yzer (CDU). Stefan Alberti
Wirtschaft + Umwelt
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