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OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Ein Film, der immer aktuell bleibt: François Truffauts Bradbury-Verfilmung „Fahrenheit 451“ (1966) handelt von einem totalitären Überwachungsstaat, der die Gedanken der Menschen kontrollieren will. Deshalb rückt die Feuerwehr nicht zum Löschen, sondern zur Bücherverbrennung aus. Doch Feuerwehrmann Montag (Oskar Werner) rebelliert. Die Science-Fiction steckt dabei im Alltäglichen, denn eigentlich gibt es hier nur zwei Dinge, die damals wie Zukunftsmusik gewirkt haben müssen: der riesige Fernsehbildschirm, der in Montags Wohnung installiert ist, und die Monorail-Bahn, die Truffaut auf einer Teststrecke in der Nähe von Orléans entdeckte (23. 9., 19 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Die nicht ganz einfachen Bedingungen der Völkerfreundschaft untersuchte Georg Wilhelm Pabst 1931 in dem lebensnah-realistischen Drama „Kameradschaft“ um ein Grubenunglück in Frankreich. Auch die deutschen Bergarbeiter aus der Grenzregion wollen ihren Kollegen mit Rettungsmannschaften zu Hilfe eilen, doch der Empfang ist recht kühl. Denn hier rückt der Feind aus dem Ersten Weltkrieg an: Französische Zöllner weisen die deutschen Kumpel zunächst am Schlagbaum zurück, selbst unter Tage gibt es eine Grenze in Form eines Eisengitters, das zwar niedergerissen werden muss, um die Eingeschlossenen zu retten, aber anschließend von Soldaten wieder repariert wird. Die Botschaft des Films aber ist natürlich eine andere: Die selbstverständliche Solidarität unter Berufskollegen siegt über nationalistische Vorurteile. Zu sehen ist „Kameradschaft“ als Auftakt des Festivals „Film: ReStored“ mit digital restaurierten Filmen (22. 9., 17.30 Uhr, Arsenal 1).

Große kapitalistische Träume in Mecklenburg-Vorpommern: Im dortigen Parchim hat der chinesische Investor Jonathan Pang 2007 einen alten Militärflugplatz gekauft und hofft nunmehr auf eine Parchim Airport City an einem internationalen Luftkreuz. Denn die Lage ist doch super: direkt an der A 24 zwischen Hamburg und Berlin, mitten in Europa! Doch offensichtlich dreht sich auch im Zeitalter der Globalisierung die Welt für verschiedene Menschen verschieden schnell. Mag der globale Kapitalismus in Peking oder Shanghai toben, in Parchim hoppeln allenfalls Kaninchen über das Flugfeld. Mit „Parchim International“ haben Stefan Eberlein und Manuel Fenn eine absurde Dokumentation über sehr unterschiedliche Mentalitäten gedreht, die der flotte Herr Pang nur langsam begreift. Doch irgendwann wird auch ihm klar: Parchim International, das ist eine Aufgabe für die Ewigkeit (22. 9., 23. 9., 15 Uhr, Tilsiter Lichtspiele).

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