: Castor-Durchboxen in Kiel
SICHERHEIT Polizeieinheiten aus Deutschland und Frankreich üben auf Marine-Stützpunkt
Ein Aktivist hat sich in einem Baumwipfel festgekettet, seine Hand steckt in einem Rohr, das wiederum in einem schweren Betonklotz verankert ist. Spezialkräfte der Bundesbereitschaftspolizei sichern den Baum mit Seilen, klettern zur Übungspuppe, befreien deren Arm und seilen sie sicher ab. „Wir sind überall dort im Einsatz, wo Aktivisten Gefährdungssituationen hervorrufen“, erklärte Thomas Albers von der Bundesbereitschaftspolizei gestern in Kiel, wo deutsche und französische Sicherheitskräfte noch bis morgen zusammen auf dem Marinestützpunkt trainieren.
Insgesamt eine Woche lang haben sich etwa 50 Mann dort getroffen: Im Blick habe man, so Albers, „unter anderem den OSZE-Gipfel am 8./9. Dezember und den G20-Gipfel am 7./8. Juli 2017 – beide in Hamburg“. Ziel solcher Übungen ist es, dass die begrenzten Kräfte in Einsätzen zusammengezogen werden und problemlos zusammenarbeiten. „Es geht um einen Erfahrungsaustausch, das Vertiefen der Techniken und Materialkunde, damit man auf dem Stand der Technik ist“, sagt Lutz Richter, Truppführer eines Höhen-Interventionsteams aus Köln.
Die Castor-Transporte mit wiederaufbereitetem Atommüll haben in der Vergangenheit massive Protestaktionen ausgelöst. Demonstranten ketteten sich an Gleise oder ließen sich an den Geländern von Eisenbahnbrücken so weit herunter, dass Züge dort nicht passieren konnten. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace besetzte 2001 zeitweise eine Eisenbahnbrücke über die Jeetzel in Niedersachsen.
Damals sei die für Terror-Fälle gedachte GSG 9 noch mit im Einsatz gegen Demonstranten auf Bäumen gewesen, seit 2003 gibt es eigens trainierte Spezialkräfte der Bundespolizei. Seit drei Jahren kooperieren die mit französischen Spezialisten. (dpa)
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