piwik no script img

Nur Wissen befreit, sagt der Drache

ILB Laurie Pennys neues Buch versammelt Science-Fiction-Geschichten. Ihren Fans gefällt das

Nein, sie ist nicht zum ersten Mal zu Gast auf dem Internationalen Literaturfestival, aber zum ersten Mal bringt Laurie Penny Drachen mit.

Der Saal des Praters ist sehr gut besucht – es ist ein Abend für Penny-Fans. „Babys machen und andere Storys“ heißt der Sammelband mit Science-Fiction-Storys, auf Deutsch ist er kürzlich in der Edition Nautilus erschienen. Es ist Pennys Storytellingdebüt. Doch im Grunde beschäftigt sie sich darin mit denselben Themen wie in ihren politischen Schriften: Patriarchat, Schönheitswahn und Queeres.

Die Feministin schreibt – und auch in diesem Punkt unterscheiden sich ihre fiktionalen und nonfiktionalen Texte nicht – mit einer Botschaft, einer politischen Agenda: Nur Wissen kann uns Menschen befreien von diesem diffusen Machtgespinst aus Körpern und Sprache. Eigentlich ist alles wie immer bei Penny – nur dass in ihren Kurzgeschichten Menschen Sex mit Roboter-Engel-Wesen haben und hier und da plötzlich ein Drache erscheint.

„Ich liebe Drachen“, sagt Penny, „jeder Text wird besser, wenn ein Drache auftaucht.“ Mit dem Auftritt des Drachen gelingt es der Autorin, Gedanken und Erfahrungen in ihre Figuren zu legen, die komplexer sind, als sie es in journalistischen Kolumnen auszudrücken vermag. Es geht um Schrecken und um die Natur physischer Bedrohung.

Penny reiht sich mit ihren Erzählungen in die lange Tradition feministischer Science-Fiction-Autorinnen ein. Weitgehend fernab der Mainstreambetrachtung schreiben Frauen wie Ursula K. Le Guin, aber auch Doris Lessing seit vielen Jahrzehnten Fantasy- und Science-Fiction-Romane. Mal expliziter, mal subtiler werden hier Fragen weiblicher Wissensvermittlung und Autonomie verhandelt. „Wenn ich nicht hier wäre, um über mein Buch zu reden – ich würde euch den ganzen Abend eine Leseliste diktieren“, sagt sie.

Penny ist auch ein großer Fan von TV-Serien. Wahnsinnig gerne würde sie einmal ein Drehbuch für Netflix schrei­ben, sagt sie. Keine andere Erzählform fasziniere derzeit mehr Menschen. Kein anderes Medium diene damit besser der politischen Radikalisierung, sagt Penny, dreht den Kopf zu ihrem Publikum – und lacht, als hätte sie da schon eine Idee. Amna Franzke

Lesen gegen das Patriarchat

Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen