kurzkritik von Elisabeth Nöfer über Tanztheater: Bewegung auf Augenhöhe
Ein Duett auf Augenhöhe tanzen die ProtagonistInnen im ersten Teil des Stücks „Triade“, das am Freitag in der Schwankhalle vom Kollektiv Tanzbar Bremen uraufgeführt wurde. Mal zart, mal verzweifelt scheinen die Berührungen. Nie verlieren die TänzerInnen dabei den Augenkontakt. Oskar Spatz hängt an den Bewegungen von Corinna Mindt, wirkt oft von ihr getrieben. Daraus entwickelt sich eine berührende Choreografie.
Das Besondere an Tanzbar Bremen: Menschen mit und ohne Beeinträchtigung arbeiten zusammen. Der Fokus liegt aber auf der künstlerischen Arbeit, wie der Choreograf Günther Grollitsch sagt. Diesem Anspruch wird das Kollektiv gerecht. In einigen Augenblicken verschwimmen die Unterschiede und Körper zu einer dynamischen Bewegung. Im zweiten Teil „Zauderhaft“ testen Neele Buchholz und Adriana Könemann selbstbewusst die emotionalen Grenzen vom Zur-Schau-Stellen des eigenen Körpers aus. Der dritte Teil „Genull“ über den gesellschaftlichen Fitness-Wahn erntet laute Lacher. Der fein ironisierende Humor bereichert die in die Länge gezogenen Objekt-Körper-Anordnungen auf der Bühne.
Eindrucksvoll zeigt dieser Abend, dass die Vorstellung dessen, was möglich ist, häufig nur in den Köpfen steckt. Im Tanz werden diese Grenzen aufgehoben. Die überschäumende Energie der DarstellerInnen ist ansteckend. Ein wenig von diesem Übermut nimmt man aus dem Stück mit.
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