piwik no script img

Zwischen Katzenbaum und Sofa

NOTAUFNAHME Peter Schädlich hat Erfahrung im Großziehen von Nebelkrähen. Die Neue heißt Fetel, ist noch flugunfähig und isst gerne Eintagsküken

Wildtiere zu privatisieren ist gesetzlich verboten, desungeachtet gibt es eher mehr als weniger Menschen, die vor allem verletzte oder verwaiste Vögel mitleidig aufnehmen und versuchen, sie großzuziehen. Es gibt Dutzende Ratgeber, was dieser oder jener Vogel braucht, um in Gefangenschaft zu überleben. Aus Unkenntnis oder weil sie schon halbtot waren, als man sie fand, sterben trotzdem noch viele – und sei es, weil sie durch die Aufzucht ihre Scheu vor Menschen verloren haben und nach dem Auswildern prompt dem ersten Schlechtesten zum Opfer fallen.

Der frühpensionierte Innenausbauer Peter Schädlich hat in seiner Kreuzberger Wohnung schon drei Nebelkrähen großgezogen. Die erste war in einem Zaun hängen geblieben, die zweite hatten Ruderer vor dem Ertrinken gerettet und die dritte, die immer noch flugunfähig ist und bei ihm lebt, brachte jemand bei ihm vorbei. So wie auch sein großer Hund und seine kleine Katze „Notaufnahmen“ sind. Die drei Tiere vertragen sich untereinander. Nur die ersten Wochen hielt er die damals etwa vier Monate alte und vermutlich weibliche Krähe in einer Voliere in seiner Wohnung, inzwischen hat sie ihren Platz auf einem alten Sofa gefunden, daneben geht sie gerne nach draußen auf eine umzäunte Veranda.

Streicheln nur mit der Nase

Wenn in der Nähe Nebelkrähen krächzen, wird sie hellhörig und sucht den Himmel nach ihnen ab. Peter Schädlich füttert sie mit Körnern, Nüssen, Vogelschmalz, Grillen und gelegentlich einem Eintagsküken – „eine Delikatesse für die Krähe, aber teuer“. Einen Teil der Tiernahrung und auch medizinische Hilfe bekommt er von der Tiertafel Mörikestraße. Er meint, Krähen werden in Gefangenschaft älter als in Freiheit – 30 bis 40 Jahre – und würden als Paar fast monogam leben.

Der Tierfreund geht davon aus, dass seine Nebelkrähe, Fetel genannt, sich, sobald sie flugfähig ist, einer Jungkrähen-Gruppe anschließen wird und sich dabei entzähmt. „Aber bei ihr kann das Auswildern auch zu einem Problem werden, denn sie leidet eventuell unter einer frühen Mangelernährung – und bekommt deswegen gelegentlich Vitamin- und Mineralien-Präparate. Ihr Gefieder ist jedoch besser geworden, seitdem sie in der Wohnung und auf der Veranda herumläuft. Auch den Katzenbaum hat sie schon zur Hälfte erobert. Sie ist sehr selbstbewusst und will nicht angefasst werden – keine Hände, nur die Nase ist erlaubt. Krähen sind ja sehr kommunikativ und erzählen einem gerne was. Sie singt mir gelegentlich sogar was vor. Wenn man das Singen nennen will.“ Helmut Höge

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen