piwik no script img

Der hausgemachte Erfolgsdruck steigt

FUSSBALL Bei Union läuft es noch nicht rund zum Saisonauftakt. Die Vereinsführung aber hat den Aufstieg als Ziel gesetzt

Es soll nach ganz oben gehen. Das Ziel ist gesteckt, aber die Maschine hebt noch nicht richtig ab: So in etwa liest sich die aktuelle Situation bei Union Berlin. Eine Niederlage und ein Unentschieden stehen nach dem insgesamt gerechten 2:2 am Montag zu Hause gegen Dynamo Dresden zu Papier; Rang 13, sagt grimmig die Tabelle.

Nicht gerade der Saisonauftakt, den man sich vorgestellt hat in Köpenick, auch wenn das Fußballjahr noch jung ist und die Clubs ihre Tabellenplätze in den nächsten Wochen so flink wechseln werden wie sonst nur Sitzplätze bei der Reise nach Jerusalem. Aber mit nur einem Punkt auf dem Konto steht Union vor dem nächsten Spiel schon ein wenig unter Druck. Unter hausgemachtem Druck, versteht sich.

In die Top 20 in Deutschland kommen, so lautet wieder mal das Saisonziel der Vereinsführung. Im Klartext: Aufstieg. Platz eins oder zwei, möglichst in diesem Jahr, spätestens im nächsten. Ambitioniert, mutig, vielleicht ein bisschen zu mutig. Die zweite Liga ist dieses Jahr mit den Absteigern aus Hannover und Stuttgart stark besetzt, und durch den holprigen Saisonstart der Berliner sind es vor dem dritten Spieltag schon fünf Punkte Rückstand auf Hannover, ebenso wie auf den Zweitplatzierten Braunschweig. Wenn da mal nicht wieder die Augen größer als der Magen waren, sagten die skeptischen Gesichter am Montag auf den Tribünen der Alten Försterei. Union muss jedenfalls, so die Lehren aus der Montagspartie, spielerisch deutlich zulegen, wenn man ernsthaft beim Aufstieg mitreden will.

„Wir fangen uns zu einfache Gegentore“, kritisiert auch Union-Coach Jens Keller. „Im Zentrum bekommen wir zu wenig Druck auf den Ball und machen ganz einfache Fehler, die dann zu Kontern führen.“ Der Ex-Schalke-Trainer, der vor der Saison verpflichtet wurde, um Union in die erste Liga zu führen, fand wie gewohnt deutliche und ehrliche Worte zur Leistung seines Teams. Mit dem Engagement ist er zufrieden, mit dem Spiel der Mannschaft nicht: Gegen Aufsteiger Dresden hatte Union zunächst sogar verdient zurückgelegen und es hinterher durch schlechten Spielaufbau und Fehlpässe nicht geschafft, eine 2:1-Führung zu halten. „Es ist einfach ärgerlich“, bilanzierte Keller, „wir müssen in der Lage sein, so eine Führung nach Hause zu bringen.“

Für die Köpenicker steht nun am kommenden Wochenende das so wichtige Spiel im DFB-­Pokal gegen Drittligist MSV Duisburg an, bevor es in derLiga gegen die ebenfalls schlecht gestarteten Bielefelder weitergeht. Ein Sieg hier würde die Berliner in der Tabelle deutlich nach oben katapultieren; eine erneute Niederlage aber wäre für das Ziel Aufstieg ein herber Schlag. „An der Moral der Mannschaft zweifelt keiner“, so Offensivmann Steven Skrzybski. „Aber wir müssen lernen, den Lucky Punch zu geben.“

Von einem Aufstiegsaspiranten wird erwartet, das Spiel zu gestalten. Der renommierte Trainer Jens Keller ist auch deshalb verpflichtet worden, um der eher rustikal kickenden Mannschaft einen filigranen, intelligenteren Spielstil zu vermitteln. Das wird Zeit brauchen. Erst in den kommenden Wochen und Monaten wird sich sinnvoll sagen lassen, ob es den Unionern gelingt, Kellers Philosophie von hohem Pressing und schnellen Pässen umzusetzen. Und ob die Mannschaft die Qualität dazu hat. Schließlich hatten sie in Köpenick schon in der letzten Saison groß den Aufstieg zum Ziel ausgerufen – und es mit einem glücklichen Platz sechs eindeutig verpasst. In die Nähe eines Aufstiegs kam das Team in der Saison nie. Aber dieses Jahr soll ja alles anders werden.

Alina Schwermer

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen