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Archiv-Artikel

Energie aus dem schwarzen Loch

Mit der Pumpe kommt die Wärme aus der Erde ins Haus. „Das senkt den CO2-Ausstoß“, meint NRW-Wirtschaftsministerin Thoben (CDU). „Bei normalem Strommix ein Nullsummenspiel“, sagt Frank Musiol vom NABU

Heizen mit Öl und Gas ist teuer und dreckig. In der Wärmepumpe erkennt Landeswirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) daher „die kostengünstige und klimaschonende Alternative zur herkömmlichen Heizung“, die weder von Wind noch Wetter abhängig ist. Der Absatz von Wärmepumpen ist zu ihrer Freude um 25 Prozent auf 12.700 Stück gestiegen. Ein Viertel davon wurde in NRW installiert, Tendenz steigend. Der Ministerin ist das noch zu wenig. Sie will, dass der Marktanteil der Wärmepumpe von knapp drei Prozent auf 10 Prozent steigt, verkündete sie am vergangenen Dienstag.

Eine gute Nachricht vor allem für RWE, langjähriger Partner der PR-Plattform “Wärmepumpenmarktplatz NRW“. Die Wärmepumpe ist bei dem Stromriesen nicht umsonst so beliebt. „RWE hat traditionell ein hohes Interesse an den Wärmepumpen“, kommentiert Johannes Remmel, parlamentarischer Geschäftsführer der Landtagsfraktion der Grünen, die Meldung aus dem Landeswirtschaftsministerium.

Die Pumpe benötigt für ihren Betrieb konstant 1,5 Kilowatt Strom. Bei der geringen Nachtauslastung der Stromnetze ist für den Energiekonzern sogar die verbilligte Stromabgabe zum Preis von zehn bis 12 Cent pro Kilowattstunde noch rentabel, schließlich ist damit dauerhafte Nachfrage gesichert. Mit der RWE als Wärmepumpenpartner verschiebt sich die Ökobilanz zum Negativen: Die Grundlast kommt meist aus Braun- oder Steinkohlekraftwerken und dass diese in NRW alles andere als sauber sind, ist nicht erst seit der guten Platzierung von RWE-Braunkohlekraftwerken unter den “dreckigen Dreißig“ bekannt.

Kommt der Strom zu hundert Prozent aus regenerativen Energien oder aus Atomkraftwerken, ist die Anlage tatsächlich emissionsfrei. Beim normalen Strommix jedoch handelt es sich um ein „Nullsummenspiel“, rechnet Frank Musiol, NABU-Energiereferent, vor: Werden für jede eingesetzte Kilowattstunde – die selbst unter Einsatz von drei Kilowattstunden Wärmeenergie, zum Beispiel durch die Verbrennung von Kohle, hergestellt wurde – wieder drei Kilowattstunden über die Wärmepumpe gewonnen, so ist das, „als würde man zu Hause Braunkohle verheizen.“

Ein hoher Wirkungsgrad mit Jahresarbeitszahlen (siehe Kasten) von vier oder mehr, und damit eine ökonomisch wie ökologisch sinnvolle Nutzung, kann nur bei konstanter Heizlast in Niedrigenergiehäusern erreicht werden. Diese müssen durch Flächenheizungen mit geringer Vorlauftemperatur (bis etwa 35 Grad), beheizt werden. Da die Bereitstellung von Warmwasser höhere Vorlauftemperaturen (60 Grad) benötigt, ist es nicht sinnvoll, hier die Wärmepumpe einzusetzen. Bei schlecht gedämmten Altbauten mit Radiatorenheizung fällt der Wirkungsgrad ebenfalls deutlich ab. Ob der Betrieb alter Heizungen mit der Wärmepumpe CO2 einspart, wie Thoben anpreist, ist daher umso fragwürdiger.

„Ihr schwarzes Loch im Bereich der regenerativen Energien“ versucht die CDU-Landesregierung mit dieser Initiative zu kaschieren“, meint Grünen-Parlamentarier Remmel. Die Nutzung von Erdwärme hält er „im Prinzip“ für sinnvoll. Entscheidend sei, woher die Energie für die Wärmepumpe stamme. Nur saubere Energie liefere saubere Wärme. Biete die CDU-Energiepolitik als „umweltfreundliche Alternative“ nicht mehr, werde die Energie in NRW weiterhin aus schwarzen Löchern kommen.

BARBARA RUPFLIN