: Längst nicht nur die Besten ausgesucht
ORDNUNGSHÜTER Kieler Innenminister äußert sich zur Polizeiausbildung und der Einstellung von „leistungsschwachen“ Beamten
Schleswig-Holsteins Innenminister Stefan Studt (SPD) hat Fehler im laufenden Einstellungsverfahren von Polizeianwärtern eingeräumt und Reformen bei der Polizeiausbildung angekündigt. Bei der Auswahl der Anwärter sei gegen Grundsätze der vorgeschriebenen sogenannten Bestenauslese verstoßen worden, teilte er gestern in Kiel mit. In einer sechsseitigen schriftlichen Erklärung äußerte sich Studt zu den Sexismus- und Rassismusvorwürfen an der Polizeischule in Eutin, zu inzwischen behobenen Mängeln im Einstellungsverfahren 2016 und zu angestrebten Verbesserungen bei der Ausbildung des Polizeinachwuchses.
Da es zunächst nur relativ wenige Bewerbungen gegeben habe, erhielten laut Studt leistungsschwächere Bewerber im Herbst 2015 Einstellungszusagen – obwohl die Bewerbungsfrist bis zum Jahresende gedauert hätte. Als Konsequenz stelle man zusätzlich 53 leistungsschwächere, aber für den Polizeidienst geeignete Bewerber ein. Die ursprünglich vorgesehenen 400 Polizeianwärterstellen werden dem Minister zufolge aber nach der Bestenauslese vergeben. Im nächsten Jahr Dafür wolle Schleswig-Holstein dann entsprechend weniger Anwärter einstellen, statt 400 also nur 347.
Studt verteidigte die umstrittene Versetzung des Leiters der Landespolizeischule in Eutin, Jürgen Funk, nach Ratzeburg unter anderem als „Fürsorgemaßnahme“. Der bisherige Ratzeburger Polizeichef, Michael Wilksen, übernimmt im Gegenzug die Leitung der Schule.
Wegen des Verdachts sexistischer- und fremdenfeindlicher Äußerungen an der Schule laufen Disziplinarverfahren gegen mehrere Polizeianwärter. Einer davon wurde zum 31. Juli mit Ablauf des Vorbereitungsdienstes aus dem Widerufsbeamtenverhältnis entlassen.
Studt hat nach eigenen Angaben bereits vor einigen Wochen die Polizeiabteilung im Ministerium und das Landespolizeiamt gebeten, „aktuelle Strukturen zu überprüfen und soweit erforderlich anzupassen, auch wenn das zusätzliches Personal oder Ressourcen kostet“. An oder in der Ausbildung für die Landespolizei, so Studt, „werde ich nicht sparen“. (dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen