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Archiv-Artikel

Ölförderung erhöht CO2-Ausstoß

BERLIN taz | Konzerne wie BP beuten heute Ölvorkommen aus, die vor wenigen Jahren noch als unerreichbar galten – und belasten damit Klima und Umwelt besonders. Das erklärte am Montag der Bundesverband Erneuerbare Energien, um Politik in eigener Sache zu machen und eine stärkere Förderung seiner Branche zu fordern. Er stützte sich dabei aber auf die Studie „Auswirkungen fossiler Kraftstoffe“ des Büros era energy research architecture – mit interessanten Daten.

Beispiel 1: Der britische BP-Konzern muss immer mehr Energie aufwenden, um aus den Feldern in den Nordsee Öl herauszuholen. Er muss tiefer bohren, und die Aufarbeitung des Öls ist schwieriger: Der Anteil von Wasser nimmt zu. Das verschlechtert die Klimabilanz. „Die CO2-Intensität der BP-Erdölproduktion in der Nordsee ist von 2004 bis 2008 um 60 Prozent gestiegen“, rechnet Björn Pieprzyk von era. Den anderen Konzernen geht es ähnlich. Die Ölfelder gehen zur Neige.

So suchen BP, aber auch Shell oder Exxon Mobil nach Alternativen und – Beispiel 2 – sichern sich Konzessionen,um aus Ölsand in der kanadischen Provinz Alberta Rohöl herauszulösen. Diese Ölreserven werden auf 27 Milliarden Tonnen geschätzt. Nur Saudi-Arabien besitzt mehr. Bis vor wenigen Jahren galten Ölsande als wenig lukrativ. Mit höheren Ölpreisen hat sich das jedoch geändert.

Nun holen riesige Bagger aus den Flözen den klebrigen Sand. Er besteht aus Lehm, Quarzsand, Wasser und zähem Bitumen. Die Klumpen werden dann zerkleinert, mit heißem Wasser vermischt und in Extraktionsanlagen gepumpt. In Zentrifugen wird das Bitumen abgetrennt und dann zu Leichtöl aufbereitet. Experte Pieprzyk benennt mehrere Probleme: „Die Vorkommen Kanadas liegen unter 15 Millionen Hektar Nadelwald, das ist eine Fläche halb so groß wie Deutschland.“ Der Kohlendioxidspeicher Wald, er werde gefällt. „Täglich fallen 1,8 Millionen Quadratmeter giftige Schlämme an, das sind 300 Olympia-Schwimmbecken.“ Das Abwasser werde in gigantischen Becken aufgefangen, trete aber häufig aus. Und: „Pro gewonnenes Barrel Rohöl aus Sand werden dreimal so viele Klimagase ausgestoßen wie bei herkömmlicher Förderung.“ Die Treibhausgasemissionen würden mit der neuen Rohstoffgewinnung mehr, selbst wenn der Ölverbrauch nicht steige.

Derzeit wird gut die Hälfte der Erdölproduktion für den Verkehr verbraucht. Die Mobilität, so schätzen Experten, wird weltweit zunehmen. HANNA GERSMANN