: Verträumt, nachdenklich, hocherotisch
Doppelausstellung Die Galerie Benhadj & Djilali zeigt Alfred Steffens bisher unveröffentlichte Fotos des verstorbenen Popstars Prince – und Bilder von der Unisex-Toilette des Clubs Cookies
von Doris Akrap
Tagelang hatte der Fotograf Alfred Steffen 1994 in Monaco darauf gewartet, dass Prince ihn im Hotel de Paris empfängt. Eine Foto-Session im Auftrag des Lifestyle-Magazins Max war verabredet worden. Aber der Star aus Minneapolis, der zu der Zeit schon nicht mehr Prince genannt werden wollte, ließ sich nicht blicken.
Vereinbart worden war, dass keine Fragen gestellt werden. Auch nicht vom damaligen Max-Chefredakteur Uwe Killing, der das Interview führen sollte. Am Ende wurde nur Steffen allein in eine leergeräumte Suite gebeten. Aber Prince war nicht zu sehen. Er saß auf dem Klo. Erst als sich Steffen traute, zu sagen, dass er dann so weit sei, kam Prince aus der Toilette und sagte nur: „I’m ready. Let’s start.“
In schwarz-blau gestreiftem Bolerojäckchen, eng anliegender blauer Hose, die fast bis an seine Brustwarzen reicht, schwerer Goldkette aus großen Ringen um den Hals und einer weiteren Kette, an der das vergoldete Post-Prince-Symbol baumelte, betrat er den Raum. 13 Mittelformatfilme mit 117 Bildern, davon 43 in Schwarzweiß hat Steffen dann machen können. „Er war in dieser halben Stunde voll konzentriert und voll bei der Sache“, erinnert sich Steffen.
Total beseelt
Der freie Fotograf war vor der Begegnung mit Prince eigentlich gar nicht so begeistert von dem Auftrag. „Ich habe seine Musik geliebt. War ein großer Fan. Aber als Posterboy hielt ich ihn für untauglich. Viel zu androgyn und unnahbar.“
Nach der Fotosession in Monaco jedoch war Steffen „total beseelt“. Die Ausstrahlung des Popstars hatte ihn verzaubert. Aber der Zauber hielt nicht allzu lange. Kaum waren die Fotos in der Max erschienen, hatte er sie auch schon vergessen. Bis Prince im April diesen Jahres verstarb. Dann kramte der noch heute als freier Fotograf arbeitende Steffen die über 20 Jahre alten Porträts wieder hervor. Die Bilder, die er nun unter dem Titel „The 1994 Monaco Sitting“ bis zum 20. September in der Galerie Benhadj & Djilali zeigt, waren bislang nie in der Öffentlichkeit zu sehen.
Die Motive, die er für die Ausstellung ausgesucht hat, sind allesamt verträumt, nachdenklich, hocherotisch, aber kein bisschen kitschig. „Ich wollte damals so viel wie möglich von seiner Sexyness rauskitzeln“, erzählt Steffen. Tatsächlich wirken die Fotos so, als hätte er dafür gar nicht viel tun müssen. Allein die Bilder, auf denen sich Prince mit einer an Elvis Presleys Beinhaltung erinnernden Pose inszeniert, zeigen diese einmalige schüchterne Souveränität des Mannes, der sein Grenzen überschreitendes Spiel mit Geschlechteridentitäten nicht nur in der Wahl seiner Kleidung, seiner Schminke, seiner Frisur, sondern auch in seinen Gesten und Bewegungen bis ins kleinste Detail perfektioniert hatte.
Im hinteren Teil der Galerie zeigt Steffen übrigens eine weitere Ausstellung. „Comfort Zone“ hat er sie genannt. Hier handelt es sich um Bilder, die er 2001 in der legendären Unisex-Toilette des Clubs Cookies aufgenommen hatte. Ob Prince auch mal auf dieser Toilette gesessen hat? Auszuschließen ist es nicht.
Galerie Benhadj & Djilali, bis 20. September
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