: 5 Dinge, die wir diese Woche gelernt haben
Lektionen
1. Allzeithoch für stille SMS
Es muss am olympischen Rekordfieber liegen, warum in dieser Woche so viele Spitzenwerte vermeldet wurden. Da wäre zum Beispiel die „stille SMS“, eines der liebsten Spielzeuge deutscher Ermittler. Rund 210.000 wurden im ersten Halbjahr allein von Bundesbehörden verschickt, so viele wie nie. Es handelt sich um kleine Textnachrichten, die auf dem Smartphone nicht angezeigt werden, über die man aber Bewegungsprofile ihrer Besitzer erstellen kann. Das Schöne für die Polizei: Sie braucht keine richterliche Erlaubnis und muss Betroffene auch nicht informieren. Könnte also gut sein, dass es nur eifersüchtige Beamte sind, die so ihre Partner überwachen. Man weiß es nicht.
2. Allzeithoch beim Fleisch
Von Ostdeutschland sprach man einst als verlängerte Werkbank des Westens. Nun entwickelt sich Gesamtdeutschland zur verlängerten Schlachtbank der Welt. 4,1 Millionen Tonnen Fleisch verließen im ersten Halbjahr die Schlachthöfe: nationale Bestmarke nach 2015 und 2011. Weil der Fleischkonsum hierzulande konstant sinkt, wird umso mehr ins Ausland exportiert.
3. Wir sind Zahnputzmeister
Karius und Baktus haben keine Chance mehr, zumindest nach einer Studie des Instituts der Deutschen Zahnärzte. Bei der Untersuchung von knapp 1.500 Zwölfjährigen stieß das Institut bei jedem fünften auf eine Füllung. Noch Ende der 1980er Jahre war das Verhältnis umgekehrt. Mehr als 86 Prozent der Zwölfjährigen hatten Karies. Das sei sogar Weltrekord, sagen die Zahnärzte. Nirgends auf der Welt zeigten Studien derart gute Ergebnisse wie hierzulande. Also: Immer schön weiterputzen! Oder? Lesen SieZum Thema
4. Ein Wort: Büroversehen
Lassen wir die Rekorde. Ein neues Wort ist in der Welt. Anlass: eine Anfrage des Bundestags zur Türkei. Das Innenministerium, sonst eher wortkarg, beeilte sich mit der Antwort. Die Türkei sei eine „Aktionsplattform“ für Islamisten. Das Auswärtige Amt war dabei nicht einbezogen, gegen alle Gepflogenheiten. Das ist schon ein Ding. Doch die Regierung fand schnell eine Sprachregelung, als handele es sich um ein alltägliches Missverständnis. Chefs, die Kündigungen gern am Schwarzen Brett verkünden, bevor sie mit Mitarbeitern sprechen, haben künftig eine tolle Entschuldigung: Sorry, Büroversehen.
5. Labour wählt Vergangenheit
Jeremy Corbyn, wegen seines unengagierten Kampfs gegen den Brexit in der Kritik, will Chef der britischen Labour-Partei bleiben. Diese Woche begann die Parteiabstimmung. Und eigentlich sollte alles kein Problem sein, Labour erlebt seit Monaten einen Beitrittsboom von Corbyn-Befürwortern. Nur dem Parteivorstand ist das nicht recht. Er schloss die 130.000 Neumitglieder von der Wahl aus. Keine Klage half, die Corbynisten kapitulierten. Nun entscheiden Altlinke über den Altlinken, der so viele junge Menschen begeistert. Jörn Kabisch
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