LeserInnenbriefe
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Denken in Alternativen

betr.: „Steinmeiers Placebopolitik“, taz vom 16. 8. 16

Der Kommentar von Silke Mertins hat mich sehr, sehr geärgert. Zu diesem Ärger passt dann auch noch der über die Anzeige der Bundeswehr letzte Woche. Man kann ja über Frank Steinmeiers Politik streiten, dies bitte dann aber sachlich.

Nach allem, was ich von und über Steinmeier lese, muss ich dem Kommentar von Silke Mertins massiv widersprechen. Steinmeier ist jemand, der immer wieder an der friedlichen Lösung gewalttätiger Konflikte arbeitet, und er tut dies aus ehrlichem Bemühen und der Analyse, dass militärische und gewalttätige Konflikte nicht mit militärischen Mitteln, sondern nur mit Verhandlungen und nochmals Verhandlungen gelöst werden müssen.

Anstatt Steinmeier zu kritisieren und am Ende auch noch hilflos zu konstatieren, dass „wir bei manchen Konflikten nicht viel anders tun können, als dem Leiden und Sterben zuzuschauen“, zeugt von wenig Denken in Alternativen, was ich Steinmeier zuschreiben würde. HILMAR FROELICH, Oldenburg

Bundeswehr, wegtreten!

betr.: Bundeswehranzeige in der taz.am wochenende

Da will die Bundeswehr auf allen Ebenen aufrüsten, gibt ein „Weißbuch“ heraus, das „nichts zu wünschen übrig lässt“ (hybride Kriegsführung, Nutzung des Cyberraums etc.), will die Bundeswehr im Innern einsetzen und schürt und nutzt die „Terroristengefahr“ und schaltet Anzeigenkampagnen zur Werbung mit höchst problematischen Motiven, wirbt an allen nur erdenklichen Plätzen mit „Olympia und Militär“, macht Werbeveranstaltungen ohne Ende, geht in Schulen … All das dient der Militarisierung der Gesellschaft – obwohl wir das Gegenteil brauchen!

„Macht, was wirklich zählt! Bundeswehr, wegtreten!“ Keine Werbeanzeigen! Brunhild Müller-Reiß, Hannover

Wir hören zu und fragen nach

betr.: „Wir hören das ganze Programm des Lebens“, taz vom 22. 7. 16

Wir, Telefonseelsorgerinnen der TS Hamburg, haben uns gefragt, was der Grund ihres Anrufs bei der TS Berlin gewesen sein mag. Wollten Sie etwas über die TS erfahren? Dann hätten Sie doch zunächst einmal sagen können, dass Sie einen Artikel schreiben möchten. Dann hätte die Seelsorgerin eine Chance gehabt zu wählen. Sie hätte Sie gebeten, ganz offiziell bei der Leitung um ein Interview zu bitten, das mit einer der Seelsorgerinnen hätte geführt werden können.

Oder wollten Sie über einen Kollegen sprechen, der aufgrund der Nachrichtenlage ziemlich durcheinander ist? Wir verstehen nicht, warum dann so viele Fragen gestellt wurden, die mit dem Thema nichts zu tun hatten. Für uns ist der Eindruck entstanden, dass Sie vermitteln wollten, TelefonseelsorgerInnen ergreifen gerne die Gelegenheit, von sich selbst, den eigenen Erfahrungen und Beweggründen, dieses Ehrenamt auszuüben, zu berichten, und haben offenbar kein Interesse daran, sich um das Anliegen des Anrufers zu kümmern.

Wir möchten betonen, dass Telefonate bei der TS anders ablaufen: Wir lassen uns nicht ausfragen, wir erzählen nichts Persönliches, schon gar nicht über unsere Erfahrungen am Telefon, für uns geht es um die/den Anru­fer/in und ihr/sein Anliegen. Wir suchen nicht nach Lösungen für den Anrufenden, sondern hören zu, fragen nach, begleiten und halten für einen Moment. Das ist etwas Kostbares und Wunderbares, was uns viele Anrufer bestätigen. Wir sind eine bunt gemischte Gruppe von Menschen (Frauen und Männer) unterschiedlichen Alters, mit verschiedenen Berufen und Hintergründen, auf die unterschiedlichsten Arten religiös beziehungsweise spirituell, die gerne einen Teil ihrer Zeit anderen Menschen zur Verfügung stellen und mitfühlen, wenn diese Menschen gerade niemand anderem vertrauen mögen oder können. Das ist praktizierte Menschenliebe.

Das Foto mit dem altmodischen Sofa und dem Telefon aus grauer Vorzeit unterstreicht Ihre Auffassung, dass es sich bei der Telefonseelsorge um eine Einrichtung handelt, die betulich ohne Sinn für die aktuellen Realitäten agiert. Diese Art von Journalismus gefällt uns nicht, weil die Wirklichkeit nicht abgebildet wird!

Name ist der Redaktion bekannt

Skeptiker gegen Spinner

betr.: „Krieg gegen die Wissenschaft“, taz vom 12. 8. 16

In Ihrem Artikel sprechen Sie ein wichtiges Thema an, das auch in Deutschland ein großes Problem ist und von den Medien besser behandelt werden müsste. Leider sorgen Sie durch Begriffsverwirrungen für zusätzliche Unklarheit. Skeptiker ist der Begriff für eine Gruppe von Personen, die sich bemühen, wissenschaftlich kritisches Denken zu verbreiten. Diese Gruppen arbeiten hart daran, die Fehler von Impfgegnern, Klimawandelleugnern, Homöopathen und ähnlichen Spinnern aufzudecken, und sollten nicht mit ihnen verwechselt werden. In Deutschland wäre die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) da der passende Ansprechpartner und steht bei Fragen sicher gerne bereit. Daniela Laatz, Berlin