: Der IS, eine flexible Organisation
STRATEGIE Das Territorium des „Islamischen Staats“ schrumpft. Doch die Dschihadisten sind deshalb nicht weniger gefährlich
Neue Offensiven gegen die IS-Hochburgen Mossul und Rakka in Syrien stehen bevor. Doch militärische Niederlagen bedeuten nicht, dass der IS am Ende ist. Die Zahl der Anschläge gegen „Ungläubige“ nimmt weltweit zu, seitdem weniger ausländische Kämpfer auf die Schlachtfelder des Dschihad in Syrien, dem Irak, Libyen, Nigeria oder in asiatischen Staaten ziehen.
Nicht zum ersten Mal erweist sich der IS damit als flexibel. Im Jahr 2008 schien eine seiner Vorgängerorganisationen im Irak schon besiegt, nachdem die US-Truppen sunnitische Stammeskämpfer für den Kampf gegen die Dschihadisten rekrutiert und sie dafür bezahlt hatten. Doch die Aufständischen tauchten nur ab, um dann im Jahr 2014 ihren militärischen Siegeszug anzutreten.
Niederlage einkalkuliert
Heute scheint es manchmal fast so, als berechne der IS militärische Niederlagen und den Verlust von Territorien in seine strategischen Planungen bereits mit ein. Ein „Islamischer Staat“ ohne Staat also? Schon möglich. Aber das ist kein Grund für eine Entwarnung.
Wenig überraschend verspricht der IS im Fall des Verlusts seiner Gebiete die „Rückkehr“ in einer nicht näher bestimmten Zukunft. Auffällig ist: Je mehr Boden die Dschihadisten verlieren, desto stärker steigt die Zahl von Anschlägen in anderen Ländern, darunter in Europa, zu denen der IS sich bekennt.
Freilich ist die Verbindung der Organisation zu einzelnen Personen oder Gruppen vor Ort manchmal recht locker beziehungsweise unklar. Für den IS ist der Kampfeinsatz in einem der Gebiete unter seiner Kontrolle von der Bedeutung her heute gleichwertig mit einem Anschlag im jeweiligen Herkunftsland eines Attentäters – mit jedem ihm zur Verfügung stehenden Mittel.
Diese Entwicklung scheint für die Herausbildung eines eher informellen, diffusen Netzwerks zu sprechen als für die zentralistische, bürokratische Organisation, die der IS zunächst war. Beate Seel
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