: Dreckiger als ihr Ruf
VERKEHR II Die Fernbusse sind ein neuer Konkurrent um den Platz in den Städten. Verkehrsminister fordern Gleichbehandlung
Heribert Krichel vom Kölner Amt für Straßen und Verkehrstechnik ist heute davon überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war. „Die Abgas- und die Verkehrsbelastung haben sich erheblich beruhigt.“
„Das zusätzliche Verkehrsaufkommen in den Städten ist eine Frage, mit dem sich die Kommunen beschäftigen müssen“, sagt Anja Smetanin vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Außer um Platz geht es auch um Luft. Die Busunternehmen stellen sich gerne als umweltfreundlichstes Verkehrsmittel für lange Strecken dar. Doch das geben die Daten nicht her, kritisiert Smetanin. Zwar weisen die aktuellsten Zahlen des Umweltbundesamts (UBA) für das Jahr 2014 den Reisebus, gemessen an der Menge der ausgestoßenen Treibhausgase, als umweltfreundlichstes Verkehrsmittel aus. Er kommt auf 32 Gramm pro Personenkilometer, die Bahn im Fernverkehr auf 41 Gramm. „Reisebusse haben allerdings eine bessere Auslastung“, sagt Smetanin. Leerfahrten kämen praktisch nicht vor, anders als bei Fernbussen im Linienverkehr. Sie vermutet: Wird die Auslastung berücksichtigt, werde der Fernbus nicht mehr besser abschneiden als die Bahn – wenn nicht sogar schlechter.
Bei einigen Werten ist das bereits jetzt der Fall: So verursachen laut UBA Reisebusse pro Personenkilometer mehr Kohlenmonoxid- und Stickoxidausstoß als die Bahn, bei Feinstaub liegen sie fast gleichauf mit dem Pkw. Ein zunehmender Anteil von Ökostrom komme dagegen laut VCD der Umweltbilanz der Schiene zugute. Marktführer Flixbus ließ eine Anfrage zu den Umweltaspekten offen.
Umweltschützer fordern mehr Gleichbehandlung der Verkehrsmittel, etwa was Steuern angeht. Die Verkehrsminister der Länder sprachen sich im April dafür aus, Busse nicht länger von der Maut auszunehmen. Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) lehnte das ab. Die Branche sei jung und im Wachsen. Erst bei einer Konsolidierung könne man noch einmal neu überlegen.
Svenja Bergt
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