Uralt und seltsam zeitlos

DIE SESAMSTRASSE IM MUSEUM

Vor dem Museum für Film und Fernsehen am Potsdamer Platz schneit es dicke Flocken. „Ich will auf jeden Fall ein Autogramm von Ernie und Bert!“, erklärt ein kleiner Junge seiner Mutter entschieden. Die nickt ergeben.

Ernie und Bert, der dicke Samson, das Krümelmonster – sie sind die Helden von inzwischen zwei Fernsehgenerationen; die dritte kam am Mittwoch ins Filmhaus. Da eröffnete die Deutsche Kinemathek im Museum für Film und Fernsehen eine Ausstellung zum 40-jährigen Jubiläum der deutschen Sesamstraße.

Für die Kinder kommen Samson, Ernie und Bert vorbei, es gibt Limo und blauen Krümelmonsterkuchen. Was insofern bemerkenswert ist, als das Krümelmonster aus pädagogischem Kalkül heraus bekanntlich nur noch Grünzeug verspeisen darf. Für die Erwachsenen gibt es derweil Laugenstangen und Horst Janson. Anfang der 1980er Jahre spielte Janson neben Lilo Pulver in der Sesamstraße mit, am Mittwoch verwickelt ihn die Kuratorin Gerlinde Waz in ein etwas rätselhaftes Bühnengespräch: „Warum ist Samsons Fell eigentlich heller geworden mit der Zeit?“ – „Na ja, der ist ja auch größer geworden.“

Ole Kampovski, Leiter der Abteilung Kinder und Jugend im NDR, erklärt, warum die Sesamstraße ein Fall für das Museum sei (ein Stück deutsche Fernsehsozialisation) – und warum gerade wieder nicht (die Lebendigkeit des Formats). Tatsächlich wirkt die Sesamstraße, wie man ihr in der Jubiläumsausstellung begegnet, gleichzeitig uralt und seltsam zeitlos: Da gibt es, in Vitrinen ausgestellt, die original Handpuppen wie die pinke Tiffy und Rumpel, das deutsche Gegenstück zum amerikanischen Oscar aus der Mülltonne. Devotionalien wie Ernies Quietscheentchen liegen unter einem Glaskasten, in der Programmgalerie kann man zwölf Folgen der Serie aus unterschiedlichen Jahrzehnten anschauen.

Der beste Einfall: Ein knapp siebenminütiger Zusammenschnitt aus Manamana, Keksorgien, Kermit und Graf Zahl. Die Kinder sind gebannt – und die Erwachsenen lachen am lautesten über Ernies dreckiges Kichern. Es funktioniert immer noch.

ANNA KLÖPPER