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Archiv-Artikel

Kaum etwas ist im grünen Bereich

MAUERPARK WIRD ERWEITERT

Angst vor intoleranten Nachbarn geht um

Bevor das Bauschild feierlich enthüllt wird, prüft ein Mann, ob das weiße, alles verdeckende Tuch auch richtig hängt. Er hat Sorge, dass es klemmt, wenn an diesem Mittwochmittag Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) mit der Enthüllung den Startschuss für die ersehnte Erweiterung des Mauerparks gibt. Oder dass ihm Schild samt Tuch entgegenstürzen. Beim Thema Mauerpark ist schließlich nichts ausgeschlossen.

Immerhin hat es fast 20 Jahre gedauert, bis Senat, der Bezirk Mitte, Bürgerinitiativen und die CA Immo als Eigentümerin der für die Erweiterung benötigten Fläche gemeinsam eine Lösung gefunden haben: Im Süden überlässt die Firma dem Land sieben Hektar, um den Park zu vergrößern und den berühmten Flohmarkt zu erhalten. Nördlich des Gleimtunnels sollen dafür 600 Wohnungen entstehen. Die Politiker verkaufen das als großen Erfolg, schließlich werden sowohl Wohnraum als auch Grünflächen gebraucht. Doch der Deal hat Nebenwirkungen.

Schon heute weiß man, dass das Land 6,3 Millionen Euro zahlen muss, unter anderem an die CA Immo, die bisherige Planungsleistungen und Mietausfälle ersetzt haben will. Das dürfte nicht alles sein: Schließlich fehlt für das Baugebiet ein Bebauungsplan. Und die vertraglich zugesicherte Bebauungsdichte mit 600 Wohnungen verstößt gegen geltendes Recht. Für den Fall, dass weniger Wohnungen gebaut werden können, drohen Berlin weitere Ausgleichszahlungen an die CA Immo. Vielleicht platzt der Deal sogar.

Zudem kann auch bei der Gestaltung des Parks einiges schieflaufen. Bislang lebt der Mauerpark mit seinen Musikern und dem sonntäglichen Karaoke davon, dass es keine direkten Anwohner gibt, die sich über Lärm beschweren könnten. Mit der Erweiterung aber rückt er bis an die Wohnhäuser des Brunnenviertels. Die gleiche Problematik besteht beim geplanten Wohngebiet im Norden, das nicht nur an den Park, sondern auch an den Kinderbauernhof grenzt. Dort geht schon jetzt die Angst vor intoleranten neuen Nachbarn um.

Der offizielle Baubeginn vom Mittwoch ist also nicht das Ende einer Diskussion, sondern erst der Anfang. Immerhin: Die Enthüllung des Schildes klappte ganz gut. JULIANE WIEDEMEIER