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taz Schüler-Praktikantin Amelie Richter denkt zum Ferienbeginn über den Ernst des Lebens nachJetzt aber mal ernsthaft

Foto: Karoline. Bofinger

Jetzt beginnt der Ernst des Lebens, hört man oft, wenn man in die Schule kommt. Auch meine Grundschulleiterin hat bei meiner Einschulungsfeier eine Geschichte über den Ernst des Lebens erzählt. In der Geschichte kam der Ernst des Lebens als netter Sitznachbar daher und war eigentlich gar nicht so furchteinflößend.

Als meine ältere Schwes­ter in die sieb­te Klas­se kam, war sie „groß“. Denn auf dem Gymnasium würde es aber nun wirklich ernst werden, hieß es – man müsse al­lein für sich sor­gen und schau­en, wo man bleibt. Als sie dann in die Oberstufe kam, sagte man ihr das Gleiche. Immer wenn ich ihr nachfolge an diese Wegmarken, sagte sie: Entspann dich, alles halb so schlimm.

Ich frage mich manch­mal, was man ihr sagt, wenn sie ihr Ab­itur hat und durch die Welt rei­sen möch­te. Viel­leicht, dass die Schu­le die reins­te Ent­span­nung gewesen ist im Vergleich zu ihrer Weltreise mit beinahe ohne einem Cent im Rucksack?

Ich glaube auch meiner Ma­the­leh­re­rin nicht, die uns bei fast jeder Aufgabe irgendwo im Schulbuch weis­ma­chen will, dass das ernst ge­nom­men wer­den soll und un­­ver­zicht­bar für „spä­ter“ ist. Spä­ter, wenn man dann einen Beruf hat, viel­leicht auch eine Fa­mi­lie. Dieser ganze Erwachsenenkram. Ob das dann endlich der Ernst des Le­bens ist? Schwupps, hallo, ich bin dein Ernst des Le­bens?

Ich glaube, Ernst, der Sitznachbar, ist eigentlich immer da. Manchmal macht er einem Angst, manchmal ist er eigentlich ganz nett. Nach den Ferien komme ich in die zehnte Klasse. Der Rat meiner Schwester ist, mich so wenig wie möglich anzustrengen – bevor es in der Oberstufe dann aber „richtig ernst“ würde.

Ame­lie Rich­ter, 14, be­sucht die neun­te Klas­se des Bertha-von-Suttner-Gym­na­si­ums in Rei­ni­cken­dorf

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