piwik no script img

Um die Ateliers kämpfen

ArtFestival „Kunst am Spreeknie“ noch bis Sonntag in Oberschöneweide

Das oft unterschätzte Oberschöneweide wird zehn Tage lang zum Mekka aller Kunstfans: Noch bis Sonntag findet die neunte Ausgabe des Art-Festivals „Kunst am Spreeknie“ statt. Für das gesamte Festival standen nur etwa 10.000 Euro zur Verfügung. Folge des geringen Budgets: Ein Netzwerk der Teilnehmenden organisierte das Festival ehrenamtlich.

Dabei haben gerade die in Schöneweide ansässigen Künstler*innen aktuell eigentlich andere Sorgen: Viele von ihnen befinden sich in einem Kampf um ihre Ateliers, ihre Wohnungen, gegen steigende Mieten, gegen den Gentrifizierungsprozess, der auch in Schöneweide auf dem Vormarsch ist – und dagegen, verdrängt zu werden. In Malereien, Zeichnungen, Siebdrucken, Skulpturen, Installationen, Performances, durch Tanz oder mit Musik stellen die Kreativen diese Situation dar.

Einen Überblick über die Masse an Kunstwerken auf dem Festival verschafft wie jedes Jahr die Hauptausstellung, die „Zentralstation“ auf dem Gelände des Transformatorenwerks in der Wilhelminenhofstraße. Erstmals steht die „Zentralstation“ in diesem Jahr unter einem Motto – „Das archimedische Prinzip“. Dieses lautet: Die Auftriebskraft eines Körpers ist in einem Medium genauso groß wie die Gewichtskraft des vom Körper verdrängten Mediums.

Übertragen auf die Situation der Künstler*innen heißt das, dass also auch hier der Kampf gegen jegliche Form von Verdrängung im Vordergrund steht – auch die Verdrängung, von denen sie selbst nicht betroffen ist: So besteht ein Kunstwerk aus einer goldenen, winkenden Katze, die man aus jedem asiatischen Geschäft kennt. Über ihr Gesicht ist jedoch ein Foto von Angela Merkel geklebt und am Fuß des Sockels, auf dem sie thront, sind Bilder von Flüchtlingsbooten auf dem Mittelmeer zu sehen.

Am Wochenende öffnen außerdem über 100 Ateliers ihre Türen für Interessierte und laden so zum Eintauchen in die Welt der Kreativen ein. Ebenfalls am Samstag und Sonntag lockt eine Medienausstellung in den noch recht neuen Club Weyde3. Dort wird das „Kunst am Spreeknie“-Festival am Sonntagabend mit einer Abschlussparty ausklingen.

Juliane Fiegler

www.kunst-am-spreeknie.de

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen