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„Neue Perspektiven“

Wort Mitorganisatorin Leonie Dorn über den ersten Agrar-Poetry-Slam am heutigen Donnerstag in den Prinzessinnengärten

Agrar-Slam meint: sich sarkastisch mit globalen Ungerechtigkeiten auseinandersetzen Foto: Oliver Berg/dpa

interview Jonas Achorner

taz: Frau Dorn, Agrarpolitik und Poetry Slam, das klingt unvereinbar – warum wollen Sie es dennoch machen?

Leonie Dorn: Bei Veranstaltungen zur Agrarpolitik haben wir uns zumeist auf inhaltliche Vorträge konzentriert. Obwohl es bei diversen Events bereits einzelne Musik-Acts gibt, wollten wir einen Abend ausschließlich zu Kunst und Landwirtschaft organisieren. Unsere Ideen haben wir dann in ein Extraformat gegossen. Neben dem klassischen Poetry Slam [das Vortragen von literarischen Texten, Anm. d. Red.] gibt es auch Tanzperformances oder eine Kunstinstallation.

Was wollen Sie mit dem „Agrar-Slam“ erreichen?

Wir wünschen uns, dass er neue Perspektiven und Gedankengänge zu Agrarthemen lostritt. Wir wollen, dass sich mehr Menschen mit dem Thema Landwirtschaft und der Beziehung von Stadt und Land auseinandersetzen. Der Agrar-Slam bringt hoffentlich neue Menschen zu dem Thema, indem er sich mit unserem Ernährungssystem auf eine neue Weise auseinandersetzt.

Hunger, Konsum oder die Kindheit am Bauernhof – die Themen der Auftritte sind vielfältig. Warum hat man sich nicht inhaltlich mehr eingeschränkt?

Wir haben unsere Künstler anhand von drei Themen ausgewählt: Stadt und Land, das Verhältnis vom globalen Norden zum globalen Süden sowie der Aspekt der Selbstbestimmung. Von Beginn an haben wir vermutet, dass es schwierig werden wird, genug Künstler zu einem Aspekt zu finden. Wir wollten die Richtung vorgeben, aber auch Raum für künstlerische Interpretationen lassen.

Foto: privat
Leonie Dorn

28, ist Gründungsmitglied des Vereins Aktion Agrar, der sich für eine Wende in der Agrarpolitik hin zu einer ökologischen, gentechnikfreien Landwirtschaft einsetzt.

Der Agrar-Slam läuft unter dem Motto: „Linsen und Grinsen“. Versuchen Sie Ihr Publikum humoristisch zu informieren?

Zusammen mit der künstlerischen Auseinandersetzung wollen wir die Themen auflockern, indem wir uns zynisch und sarkastisch mit globalen Ungerechtigkeiten, mit Essen und Landwirtschaft auseinandersetzen. Wir wollen damit ein bisschen Party in die Politik hineinbringen. In den Prinzessinnengärten werden aber auch Linsengerichte angeboten.

Finden Sie, dass Landwirtschaft und Ernährung kulturell unterrepräsentiert sind?

In gewisser Weise schon. Ich glaube, dass Künstler sich mit ihrer eigenen Ernährung, Geschmäckern, Ernährungstrends oder Umweltverschmutzung beschäftigen. Themen wie die Beziehung von Stadt und Land, die Unterschiede von Stadt- und Landmenschen, könnten noch mehr thematisiert werden.

Die Diskussion über den Unterschied von Stadt und Land ist auch eine politische. Glauben Sie, dass Ihr Event beides verbinden kann?

Erster Agrar-Slam

Linsen und Grinsen – der erste Berliner Agrar-Slam: Der Verein Aktion Agrar organisiert am heutigen Donnerstag gemeinsam mit den Organisationen Inkota, Meine Landwirtschaft und Slow Food Youth Deutschland den Agrar-Slam von 19 bis 21.30 Uhr in den Prinzessinnengärten Kreuzberg. (ja)

Das hoffen wir. Wir hoffen, dass sich diese beiden vernetzen und verknüpfen können. Als Aktion Agrar ist es unser Ziel, Verbraucher und Produzenten einander näher zu bringen. Wir glauben, dass die Agrarwende nur gelingen kann, wenn Verständnis für die Lebensrealitäten aufgebaut wird.

Wird damit nicht hauptsächlich die Kernklientel Ihrer Organisationen angesprochen?

Wir haben gemerkt, dass sich Kunst und Landwirtschaft viel geben und auch viel gemeinsam haben. Themen wie Urbanität, Identität und Selbstbestimmung werden künstlerisch aufbereitet. Wir haben das Gefühl, dass es bereits zu einer besseren Vernetzung zwischen den Künstlern und der agrarpolitischen Szene gekommen ist.

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