ZDF-Doku zu „MH 17“
: Fischen im Nebel der Wahrheit

Foto: Alexander Serdyuk

Die Medienkritik

von Irina Serdyuk

In der Nacht von Mittwoch auf heute hat das ZDF die BBC-Koproduktion „Verschwörung oder Wahrheit. MH 17 – Abschuss über der Ukraine“ gezeigt. Die 45-minütige Doku hat bereits vor der Ausstrahlung in Großbritannien für Diskussionen gesorgt. Der Sunday Express hatte angekündigt, dass der Film Beweise liefere, dass MH 17 von ukrainischen Kampfjets abgeschossen worden sei. BBC sah sich genötigt, klarzustellen, dass die Doku versuche, ausgewogen zu berichten.

Dieser Anspruch ist geboten, denn die Flugkatastrophe, die 298 Menschen das Leben kostete, ist auch zwei Jahre später immer noch ein Minenfeld. Laut einem Bericht der niederländischen Untersuchungsbehörde war eine BUK-Rakete russischer Bauart für den Absturz verantwortlich. Unklar bleibt, ob diese von prorussischen Rebellen oder der ukrainischen Armee abgefeuert wurde. In diesem Sommer will ein internationales Ermittlerteam bekanntgeben, von wo aus die Rakete abgeschossen wurde.

Die Macher der aufwendigen Doku haben Dutzende Zeugen vor Ort befragt, Militär- und Flugexperten, Journalisten, den Bellingcat-Gründer Eliot Higgins. Es stehen Aussagen gegen Aussagen. Man ist hin und her gerissen zwischen immer neuen Theorien und Beweisen, die im nächsten Augenblick wieder gekippt werden.

Gewissheit gibt es nicht, weil entscheidende Daten sowohl von den Russen als auch von den USA fehlen. Das legt den Verdacht nahe, dass keine der Seiten Interesse hat, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Keine befriedigende Erkenntnis, umso weniger, als man sich dafür die halbe Nacht um die Ohren geschlagen hat.