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Uh!Here Come the Sons

Foto: Federico Gambarini/dpa

England ist selbst schuld. Die Niederlage gegen Island mag zwar die „demütigendste“ der englischen Fußballgeschichte in 959 Länderspielen sein, wie die Times schrieb, „gegen ein Land von 330.000 Einwohnern, trainiert von einem Zahnarzt“. Verdient war sie trotzdem.

Ursache für diese Niederlage war nicht, dass England so schwach war. Nein, Island war so gut. Kein rumpeliger Außenseiter-Fußball bescherte Island den 2:1-Sieg gegen die Briten, sondern ein Konzept, gepaart mit leidenschaftlichem Willen der Fußballnation der Stunde. Es ist eine Sensation mit Ansage.

Ein gutes Beispiel ist der Ausgleich in der sechsten Minute. Der fiel infolge eines langes Einwurfs. Eine taktisch absolut unterbewertete Standardsituation, wie die Isländer die Fußballwelt belehrten. Das Prinzip ist so einfach wie erfolgreich: Aron Einar Gunnarsson schmeißt einen kopfgenauen Einwurf an die Strafraumgrenze, wo der Innenverteidiger-Wandschrank Kari Arnason den Ball auf einen Stürmer verlängert, der einen Cut in die Defensive läuft. Fertig ist die Torchance. Gegen die überrumpelte englische Abwehr musste der einlaufende Ragnar Sigurdsson nur noch den Fuß hinhalten.

Dass Standardsituationen ein gutes Mittel von Außenseitern sind, ist keine große Neuigkeit. Nur blöd, dass Englands Trainer Roy Hodgson sich zur Vorbereitung aufs Achtelfinale nicht die Partie von Island gegen Österreich anschaute, sondern Portugal gegen Ungarn. Er vermutete den nächsten englischen Gegner in der falschen Partie.

Sonst hätte der inzwischen zurückgetretene Hodgson gewusst, dass schon gegen Österreich die Blaupause dieses Einwurfs zum Führungstor der Isländer geführt hat. Auch dort lautete die Kombination: Gunnarsson, Arnason plus X. Gegen Österreich traf Jon Dadi Bödvarsson.

Es ist ein Puzzleteil des isländischen Gesamtkonzepts, und wer sich mit seinem Achtelfinalgegner vorher beschäftigt, hätte nicht den 1,78-Terrier Wayne Rooney ins Kopfballduell gegen die 1,90-Kante Arnason geschickt. Andere wichtige Teile der isländischen Strategie sind der unbändige Wille in Kombination mit Laufbereitschaft, getragen von den Anfeuerungsrufen des isländischen Anhangs, die selbst englische Fans bei Weitem übertönten. Und, ganz wichtig, kluger Kombinationsfußball.

Teilzeit-Tiki-Taka

Den konnte man bei Islands zweitem Tor beobachten. Das war perfekt herausgespielt: Gudmundsson passte auf Sigurdsson, der spielte direkt auf Bödvarsson, der wiederum legte auf Sigthorsson quer, Schuss, Tor. Die aufgezählten Stationen waren nur die letzten vier von insgesamt handverlesenen zehn. Es war die erste längere Passkombination Islands. Quasi Teilzeit-Tiki-Taka mit Überraschungsmoment.

Genau das unterscheidet Island als Underdog vom Hasenhüttel’schen Außenseiter Ingolstädter Prägung. Island will nicht das Spiel zerstören, sondern aus einer guten Defensive im richtigen Moment den Gegner mit schnellen Kombinationen überrumpeln.

Das klappte übrigens nicht nur beim Siegtor, sondern auch später noch das ein oder andere Mal. Etwa in der 78. Minute, als der Ball bei den Isländern in 35 Sekunden über zwölf Stationen lief und nach einem exzellenten Flankenwechsel bei Birkir Mar Saevarsson landete, der beinahe noch das 3:1 machte. Es war erneut eine Kombination zum Niederknien. Genau das ist das Konzept Islands und der Grund für den Sieg gegen England. Aber bitte nicht Frankreich verraten. Gareth Joswig

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