Karl Kraus Richard Schuberth und seine „30 und drei Anstiftungen“: Von Phrasen fern halten
Es gibt zahlreiche Zusammenstellungen seiner Satiren und Polemiken, viele Ausgaben seiner Bücher, Edward Timms hat eine grandiose Biografie über ihn geschrieben, und dennoch scheint Karl Kraus immer noch das unbekannte Wesen zu sein, von dem man sich gern das eine oder andere Bonmot herauspickt, den man aber nicht wirklich gelesen hat.
Der österreichische Schriftsteller Richard Schuberth, dessen Eltern Abonnenten der Fackel waren, hatte das Glück, bereits früh mit Kraus sozialisiert worden zu sein.
Klug und präzise
Schuberth hat nun „30 und drei Anstiftungen“ zu Kraus verfasst. Es sind sehr kluge, präzise, polemische Essays, wie Karl Kraus gelesen und verstanden werden könnte; wie die Linke ihn für sich fruchtbar machen kann, indem sie als Erstes mit Karl Kraus lernt, sich von Phrasen fernzuhalten.
Aber Karl Kraus wäre nicht Karl Kraus, wenn das so einfach wäre, denn er war kein Systematiker, der Widersprüche zu eliminieren suchte, sondern der sie auch selbst zugab, der sich über Stilblüten nicht lustig machte, sondern sich an ihnen erfreute.
Richard Schuberth hat das facettenhafte Denken Karl Kraus bis in die letzten Winkel hinein reflektiert, und herausgekommen ist ein Buch, das die zahlreichen Meinungen über Karl Kraus nicht bloß reproduziert, sondern den Autor gegen seine Bewunderer wie Kritiker kenntnisreich verteidigt.
Klaus Bittermann
Richard Schuberth: „Karl Kraus. 30 und drei Anstiftungen“. Klever Verlag, Wien 2016. 230 Seiten, 22 Euro
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