KOMMENTAR VON CHRISTIAN JAKOB ÜBER BOLOGNA
: Der vereinnahmte Unmut

Alles, worüber die Studierenden heute zu Recht klagen, sind keine Fehler, die bei der Einführung des Bachelor/Master-Systems passiert sind. Es war der Sinn des Systemwechsels, den Druck auf sie zu erhöhen. Sie sollen schneller studieren und dabei in einer stärkeren Konkurrenz zueinander stehen – genauso, wie die Unis untereinander. Aus diesem Grund bekommt nur ein Teil der Bachelor-Absolventen einen Masterplatz. Und deshalb sind die Module verschult und so durchorganisiert wie eine gymnasiale Oberstufe.

Und natürlich hat dies viel mehr Stress, weniger Freiraum, weniger Reflexion und weniger Selbstbestimmung zur Folge. Das war schon vor der Einführung des Systems klar und kritische Studierende haben seit Jahren davor gewarnt. Nur hat das lange niemanden interessiert: Die damals noch auf Diplom und Magister eingeschriebenen Studierenden nicht, weil es sie nicht mehr betreffen würde. Und das Rektorat und die Bildungsbehörde erst recht nicht, weil die Reformen ihr Projekt waren.

Nun ist es ausgerechnet das Rektorat, dass den von den Studis langsam artikulierten Unwillen zu kanalisieren vermag. Es ist absehbar, was dabei herauskommt: Korrekturen ja – solange sie konform sind mit dem vorrangigen Ziel der Hochschulpolitik. Und das bedeutet: Die Uni will in erster Linie fit werden und sein im Standortwettbewerb.