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5 Dinge, die wir diese Woche gelernt haben

Lektionen

1. Snapchat bekommt ein ­Gedächtnis

Snapchat gilt ja als der neueste heiße – äh – Scheiß des Internets. Wobei man nie weiß, wie lange neu „neu“ ist. Geht alles so schnell. Wie auch immer: Snapchat verliert sein Alleinstellungsmerkmal. Bislang verschwanden die gesnappten Bilder oder Filmchen nach 24 Stunden im Nirgendwo. Flüchtige Gedanken, verweht. Jetzt kommt „Memories“, damit können Snapper ihre Dateien aufbewahren. Experten sehen darin einen Angriff auf Facebook. Steht da eine Marktbereinigung im Sektor Social Media an? Wir beobachten das und snappen vielleicht auch mal drüber.

2. 73 ist kein Alter

Große Dirigentenkarrieren fanden ihren Beginn oft unverhofft. Weil der Maestro krank wurde, sprang der Jungspund ein. Legendär: Leonard Bernstein, 25, 1943 am Pult der New Yorker Philharmoniker als Ersatz für Bruno Walter. A star was born. In Bayreuth geht das andersrum: Da kündigt Andris Nelsons, 37, kurz vor der Premiere, den „Parsifal“ wird nun Hartmut Haenchen dirigieren. Ein Debütant am Grünen Hügel mit 73 Jahren. Einer, der seine eigene Geschichte mit Wagners Bühnenweihfestspiel hat. In der DDR, wo Haenchen bis 1986 lebte, war es verboten und wurde doch aufgeführt – zur Not wurden die Karten an Stasileute vergeben, damit nichts von der Geschichte um den Gral ins Volk diffundieren konnte.

3. In der Krise wächst die Liebe

Nun, da nach dem Brexit das Gebilde EU so fragil dasteht, empfinden die Deutschen Zuneigung zu ihm: Laut ZDF-„Politbarometer“ gaben 51 Prozent der Befragten an, dass die EU-Mitgliedschaft eher Vorteile bringe. Okay, eine zurückhaltend geäußerte Liebesbezeugung. Aber der Wert so hoch wie noch nie bei dieser Umfrage.

4. Ein Bordstein ist nicht ­immer nur ein Bordstein

Die Stadtverwaltung von Hayward in Kalifornien sorgt unter Erdbebenforschern für Unmut, weil sie eine hervorstehende Bordsteinkante begradigen ließ. Weg mit der Stolperfalle! Im Prinzip richtig gedacht, nur war die Kante in erster Linie ein von Seismologen geschätztes Indiz für tektonische Verwerfungen in dieser erdbebengefährdeten Region. Über Jahrzehnte wurden Bewegungen des Bordsteins dokumentiert, weil unter ihm die Hayward-Verwerfung verläuft. Zwei Erdplatten beharken sich da. Beruhigend für die Bebenforscher ist nur, dass die tektonischen Kräfte die Arbeit der Bauarbeiter schnell zunichtemachen könnten. Fragt sich nur, in welchem Ausmaß.

5. Kleiner Vogel, großer Wille

Eine Kollegin hat ein Vogeljunges gefunden, groß wie eine Kirsche, schon voller gieriger Ameisen. Sie hat Berlins einzige Vogelfrau ausgemacht und das Tierchen in ihre Obhut gegeben. Es hieß, es habe keine Chance. Einige Stunden später die Nachfrage per SMS: Lebt er noch? Die erlösende Antwort: Ja! Klein Albatros, wir drücken dir die Daumen. Felix Zimmermann

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