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THEATER

TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Nix Himmel auf Erden! Überall ist Krieg, die Welt furchtbar durcheinander. Doch was soll aus denen werden, die jetzt ganz jung sind und mit den Folgen dessen leben müssen, was die Alten gerade überall anrichten? Mit Fragen wie dieser geht unter der Überschrift „Himmel auf Erden? Glaube – Wissen – Widerstand“ das fünfte Theaterfestival „Festiwalla“ in der Tempelhofer Ufa-Fabrik an den Start. Und zwar mit einem Mix aus Kultur, Diskurs und politischem Aktivismus.

Es gibt eine Hommage an die kürzlich verstorbene Hedi Epstein, die als Kind den Nazis entkam. „Was glaubst du Aischa?“ fragt ein Projekt des Jugendtheaterbüros Berlin. Im Projekt „Frankfurt Babel“ vom Jungen Schauspiel Frankfurt blicken Jugendliche, darunter auch Geflüchtete, auf den biblischen Mythos des Turms von Babel. Junge Künstler*innen aus El Salvador setzen sich in „Die Farbe des Schmerzen“ tanzend mit Armut, Hunger, Umweltzerstörung und Krieg auseinander. Das Theaterfestival wird von jungen Kulturschaffenden verschiedener Herkunft und verschiedenen Glaubens organisiert (Ufa-Fabrik und andere Veranstaltungsorte: „Festiwalla“, 7. bis 9. Juli. Alle Infos: www.grenzen-los.eu/jugendtheaterbuero/himmel-auf-erden/).

Die Performance-Gruppe Prinzip Gonzo ist mit Open-World-Games bekannt geworden: also mit interaktiven Theaterinstallationen, die der narrativen Logik von Computerspielen folgen: wenn du wissen willst, was passiert, musst du schon selber mitspielen. Sonst tut sich gar nichts auf dem Bildschirm. Oder im vorliegenden Fall nun in einer ehemaligen Kaiser’s-Filiale im Ku’damm-Karree, wo Prinzip Gonzo das Set für die neue Ausgabe ihres (Thea­ter-)Spiels „Monypolo“ aufgebaut haben. In der ersten Spielstaffel konnte man im Ballhaus Ost den Aufstieg eines Unternehmers mit dem schönen Konquistadorennamen Hernán Cortés verfolgen. Nun sollen wir Zuschauer selbst das Spielfeld der globalen Marktwirtschaft betreten. Mit 24 Performer*innen haben Prinzip Gonzo eine Welt gebaut, in der es darum geht, sich zusammen zu tun und ein Unternehmen zu gründen, Kapital sinnvoll zu nutzen, durch Einverleibung der richtigen Marktanteile die Spitzenposition auf der Forbes-Liste zu erklimmen, von der Rüstungsindustrie zu Nahrungsmitteln zu wechseln oder mit einer kreativen Verbindung von beidem den eigenen Innovationswert zu steigern. „Play on. Start up!“, rufen uns die Spieler jetzt zu. Kapitalismuskritik interaktiv. Na, dann also nichts wie hin! (Ballhaus Ost im Ku’damm-Karree: „Monypolo – Das Spiel zur Serie“, ab 7. Juli, 19 Uhr. Alle Infos: www.ballhausost.de).

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