Flüchtlinge warten immer noch

Verwaltung I Eigentlich als Entlastung gedacht, ist das Lageso heute auf mehrere Standorte in der Stadt verteilt. Flüchtlinge müssen trotzdem viel Zeit einplanen

von Uta Schleiermacher

Das Lageso – das ist schon längst nicht mehr nur die Turmstraße in Moabit. Die zentrale Anlaufstelle für Flüchtlinge des Landesamts für Gesundheit und Soziales, bei der sie registriert werden, ihre Anträge stellen und Unterkunft, Versorgung und Geld bekommen, ist inzwischen auf vier Gebäude in der Stadt verteilt.

Jeder Standort ist für unterschiedliche Abläufe und Anliegen zuständig. In der Kruppstraße und in der Bundesallee werden alle neu ankommenden Flüchtlinge (seit April sind es etwa 25 bis 30 Menschen täglich) innerhalb von zwei Tagen registriert und stellen direkt ihren Asylantrag. Alle weiteren Anliegen werden in der Turmstraße und neuerdings am ICC erledigt. Gemeinsam ist allen vier Standorten, dass sie Polizeigitter vor den Eingängen haben: Gitter, die den Zugang zu den Gebäuden ordnen.

Am neu eingerichteten Standort ICC gibt es gleich drei solcher Zugänge. Seit Ende Mai muss sich jeder registrierte Flüchtling zunächst hier melden, denn ein direkter Zugang zur Turmstraße ist nicht mehr möglich. „Am ICC gibt es komfortable Wartebereiche für mehrere hundert Personen, die Flüchtlinge müssen nicht mehr in den Zelten auf dem Platz warten, sondern können drinnen sitzen“, erklärt die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales das Verfahren. 600 bis 1.600 Menschen sprächen hier jeden Tag vor. „25 bis 30 Prozent der Anliegen können gleich im ICC bearbeitet werden“, teilte ein Sprecher mit. Alle anderen werden mit Shuttlebussen in die Turmstraße gefahren. Wer sich auf eigene Faust auf den Weg macht, wird dort nicht angenommen.

Busse stehen abfahrbereit

Im Wartebereich für den Bus sitzen am vergangenen Mittwochmittag etwa 40 Personen. Ahmed A. hat ein schwarzes Armband bekommen. Er muss den Platz in der Notunterkunft, in der er seit seiner Ankunft vor sieben Monaten lebt, verlängern und soll Taschengeld ausgezahlt bekommen. Dafür muss er in die Turmstraße. „Ich war um halb zehn hier, ich warte jetzt schon drei Stunden, und keiner sagt uns, wann ein Bus kommt“, sagt er. Die Busse stehen zwar abfahrbereit vor der Tür, fahren aber erst los, wenn die Sachbearbeiter aus der Turmstraße melden, dass dort niemand mehr wartet. Um 13 Uhr kann die Gruppe schließlich in den Bus einsteigen.

Karam H. und Bara M. haben sich auf einen langen Tag am ICC vorbereitet. „Ich habe alles dabei, Telefon, Ladekabel, Mehrfachsteckdose und Ohrstöpsel, dann können wir in der Wartezeit wenigstens Filme gucken“, erklärt er den Inhalt seines Rucksacks. Schon zum dritten Mal sind die beiden dort, um die Kostenübernahme für ihr Hostel zu regeln. Auf ihrem Dokument kleben kleine gelbe Zettel mit Lageso-Stempel. „Entscheidung konnte nicht getroffen werden, nochmals erscheinen nötig“, wurde handschriftlich auf dem Zettel vom 20. Juni vermerkt. „Beim letzten Mal habe ich sieben Stunden gewartet“, erzählt Karam H., drei Stunden am Eingang und vier Stunden im Gebäude. Um dann zu hören, dass niemand da sei, der die Sache entschieden könne.

Tagelang warten

Auch andere Flüchtlinge berichten, dass sie mehrere Tage warten mussten. Ahmad A. wird ebenfalls am Ende den ganzen Tag am Lageso verbracht haben. Von halb zehn Uhr morgens bis sieben Uhr am Abend hat es gedauert, um seine Unterkunft zu verlängern und ihm das Taschengeld für einen Monat auszuzahlen. In vier Wochen ist sein nächster Termin.