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Niedrige Arbeitslosenquote: Jeder will’s gewesen sein

JobwachstumSenatorin Kolat (SPD) lobt Projekt „BerlinArbeit“ – die IHK den freien Markt

Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD) hat am Dienstag ihren Anteil an der deutlich gefallenen Arbeitslosigkeit in Berlin für sich und das vom Senat vor vier Jahren beschlossene Programm „BerlinArbeit“ beansprucht. Vor allem bei Langzeitarbeit- und jugendlichen Arbeitslosen stellte sie Erfolge heraus. Bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) hatte man einen etwas anderen Blick auf dieses Programm, dessen Bilanz Thema der Senatssitzung war: „Das größte Verdienst von ,BerlinArbeit‘ war es, dem Arbeitsmarkt keinen weiteren Sand in das Getriebe gestreut zu haben“, äußerte sich IHK-Vizechef Christian Wiesenhütter.

Die Arbeitslosenquote war in der jüngsten Statistik der Bundesagentur für Arbeit erstmals seit 1990 auf unter 10 Prozent gesunken, konkret auf 9,7 Prozent. Die Quote hat sich damit seit 2005 in etwa halbiert. „Das kommt dabei raus, wenn man Wirtschaft machen lässt“, sagte Wiesenhütter. Berlin sei zum Jobgenerator der Bundesrepublik geworden, wovon auch Langzeitarbeitslose und jugendliche Arbeitslose profitiert hätten.

„Ich will mit der in vielen Köpfen verankerten Aussage aufräumen, Berlin habe überdurchschnittlich viele Langzeitarbeitslose“, sagte Kolat vor Journalisten. Im Bundesdurchschnitt seien 37 Prozent der Arbeitslosen langzeitarbeitslos, also in der Regel länger als ein Jahr, in Berlin seien es im Mai 32 Prozent gewesen.

Oppositionsvertreter nannten höhere Zahlen. Elke Breitenbach, Arbeitsmarktexpertin der Linksfraktion, gestand Kolat immerhin zu, dass das von der Senatorin gestartete „Job- Coaching“ besser als erwartet laufe. Dahinter steht das An­gebot, sich weit intensiver als beim Jobcenter beraten zu lassen, einen Entwicklungsplan zu bekommen, sich qualifizieren zu lassen und das ganz individuell zugeschnitten. „Die kriegen nicht sinnlos irgendeine Qualifizierung verpasst“, sagte Kolat.

Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Sabine Bangert, sieht Berlin zwar weiter als Hauptstadt der prekär Beschäftigten und Aufstocker, also jener, die ohne staatlichen Zuschuss zu ihrem geringen Arbeitseinkommen nicht über die Runden kommen. Kolats „Job-Coaching“ jedoch lobt sie: „Das ist wirklich ein sehr erfolgreiches Programm, da hat sie alles richtig gemacht.“ Ausweiten sollte man es noch, doch da mangelt es aus Bangert Sicht mittlerweile an qualifizierten Coaches. Stefan Alberti

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