Unterm Strich:
„Meine Befreiung“ hieß ihre Autobiografie. Das Wort Freiheit hatte in ihren Essays und Romanen immer etwas Ungebrochenes und Pathetisches. Es war bei der 1920 geborenen Autorin Benoîte Groultgegen die Zuschreibungen und die Frauenrollen gesetzt, in die sie hineingeboren war. Man kann sich ja heute gar nicht mehr vorstellen, wie fremdbestimmt und abhängig Frauen ihrer Generation waren; sie hat es immer wieder beschrieben. Dagegen setzte Benoîte Groult Selbstverwirklichung, auch im Sexuellen.Ihr bekanntester Roman, drei Millionen Mal verkauft, „Salz auf unserer Haut“,spielte die Fantasie einer langen heimlichen Affäre zwischen einer Pariserin und einem Fischer durch. Das Besondere: Die Leidenschaft lief nicht auf den Tod oder das Opfer der Frau hinaus. „Am Ende der Geschichte steht eine Frau, die auf ein gelungenes Leben und noch ein bisschen mehr als das zurückblicken kann“, hat Benoîte Groult in einem Interview gesagt. Und angefügt, wie sehr sie die berühmten Frauenfiguren, die im Wahnsinn oder Selbstmord enden, satthatte, Emma Bovary, die Kameliendame und all die anderen. Ihre überlebende Heldin war eine Kampfansage und Teil ihres kämpferischen Feminismus. Am Montag ist Benoîte Groult 96-jährig in Hyères gestorben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen