Peitschende Kritik

Nach der 1:3-Schlappe in Mainz gerät Rudi Völler, Sportdirektor bei Bayer Leverkusen, wieder mal außer sich

MAINZ dpa/taz ■ Nach dem misslungenen Bundesliga-Comeback von Trainer Michael Skibbe war die so viel beschworene Aufbruchstimmung bei Bayer Leverkusen Enttäuschung gewichen. Sportdirektor Rudi Völler brüllte seinen Frust über das 1:3 gegen den FSV Mainz 05 in der Kabine heraus, und der vor einer Woche verpflichtete Coach stellte enttäuscht fest: „Wir haben nicht dagegen gehalten und uns den Schneid abkaufen lassen. Geärgert hat mich vor allem die Lethargie.“

Fünf Jahre und acht Monate nach seiner Entlassung bei Borussia Dortmund hatte Skibbe in Leverkusen die Nachfolge von Interimscoach Völler zuversichtlich angetreten. Nach 90 mäßigen Minuten aber war Skibbe die gute Laune vergangen. Der teilweise lustlose Auftritt der Werkself war „ein Offenbarungseid“ und brachte insbesondere Völler auf. „Einige Spieler waren völlig von der Rolle, die Einstellung ließ zu wünschen übrig. Wir lassen keine Ausreden mehr gelten. Die Mannschaft wird in den nächsten Tagen zu spüren bekommen, worauf es ankommt“, kündigte der Sportdirektor Sanktionen an.

Die mit Nationalspielern gespickte Bayer-Elf hatte dem Dauerdruck der vor 20.300 Zuschauern wie aufgezogen anstürmenden Mainzer nichts entgegen zu setzen. Die Abwehr hielt kaum stand, im Mittelfeld wurde das Kombinieren dem Gegner überlassen und der Angriff verweigerte praktisch die Arbeit. „Wir haben nicht mit der nötigen Aggressivität und Laufbereitschaft gespielt. In der Defensive hatten wir große Probleme, ein konstruktiver Spielaufbau fand nicht statt. Diese Leistung war über weite Strecken nicht tauglich, um in der Bundesliga erfolgreich zu sein“, kritisierte Skibbe sein Personal.

Die Treffer zum ersten Mainzer Heimsieg in dieser Spielzeit durch Petr Ruman (56./75. Minute) und Michael Thurk (61./Foulelfmeter) fielen zwangsläufig. Erst als der FSV im Gefühl des sicheren Erfolgs weniger engagiert zu Werke ging, kam Bayer besser ins Spiel und durch den eingewechselten Traquillo Barnetta (79.) zum Ehrentreffer. „Die Niederlage war verdient. Wir haben nur reagiert und sind dem Gegner 75 Minuten lang hinterher gelaufen“, bilanzierte der Neutrainer.

In den kommenden Tagen will der 40-Jährige nun viele Gespräche führen, um die Mannschaft kennen zu lernen. „Erst dann kann ich den Charakter der einzelnen Spieler beurteilen. Die Peitsche darf es nach dem ersten Spiel noch nicht geben. Aber meine Ansprache wird entsprechend der gezeigten Leistung ausfallen. Unsere Fans dürfen zumindest erwarten, dass wir mit der gleichen Präsenz auf dem Platz sind wie der Gegner“, erklärte der „verdammt enttäuschte“ Skibbe.

Selbst Jürgen Klopp hatte Mitleid mit seinem Kollegen. „Aber es ist vielleicht nicht schlecht, wenn man gleich zu Beginn seiner Arbeit so viele Hinweise erhält“, sagte der Mainzer Trainer, der mit seinem Team zufrieden sein konnte. Die Abwehr stand sicher, im Mittelfeld führte Antonio da Silva Regie und im Sturm wirbelte das Trio Ruman, Thurk und Benjamin Auer.

„Das war mein bestes Spiel für den FSV. Dieser Sieg gibt uns das nötige Selbstvertrauen für die kommenden Spiele“, jubelte der gut aufgelegte Doppel-Torschütze Ruman. Und Klopp, der nach dem Abpfiff ausgelassen mit der Mannschaft feierte, lobte sein Ensemble: „So ein Spiel haben wir herbeigesehnt. Ich bin stolz auf die Truppe. Für uns war das die Bestätigung dafür, dass der Weg richtig ist. Auch wenn er noch weit ist.“