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Mister Stuttgart 21 schmeißt hin

Verkehr Der Vizechef der Bahn zieht sich zurück, obwohl der Konzern vor großen Problemen steht

BERLINtaz/dpa| Sein Redeschlachten mit dem Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer sind legendär. Während der Hochzeiten der Auseinandersetzung um das Bahnprojekt Stuttgart 21 setzte sich Volker Kefer, heute 60-jähriger Vorstand für Infrastruktur, Dienstleistungen und Technik bei der Bahn, geradezu verbissen für den Umbau des Stuttgart Schienenverkehrs ein. Live im SWR duellierte er sich mit Palmer über das Für und Wider. Der mittlerweile zum Vizechef der Bahn aufgestiegene Kefer schmeißt jetzt hin.

Zwar ist in Stuttgart mittlerweile eine gewaltige Baugrube neben den Resten des alten Hauptbahnhofs zu sehen – die Projektgegner halten dennoch daran fest, dass Stuttgart 21 noch zu stoppen ist. Für sie ist der Rückzug von Kefer „kein Bauernopfer, sondern Eingeständnis des Scheiterns“. Hier ziehe der für Stuttgart 21 verantwortliche oberste Bahnmanager seine persönliche Notbremse.

Tatsächlich gibt es große Probleme bei dem Projekt. Vor zwei Wochen wurde bekannt, dass die angepeilte Inbetriebnahme in Stuttgart Ende 2021 in Gefahr ist. Außerdem ist der finanzielle Puffer von 500 Millionen Euro fast aufgebraucht. Bislang liegt der vom Aufsichtsrat festgelegte Rahmen bei 6,5 Milliarden Euro.

Am Mittwoch kam deshalb der Aufsichtsrat der Bahn zu einer Krisensitzung zusammen, die bei Redaktionsschluss noch andauerte.

Zuvor kam bereits Kritik aus dem Kontrollgremium: Angesichts von Kefers Rückzug sagte der Vizeaufsichtsratschef und Vorsitzende der Eisenbahngewerkschaft EVG, Alexander Kirchner, es bleibe „die Frage, warum der Aufsichtsrat zu spät über Kostensteigerungen und Bauverzögerungen informiert wurde“. ia

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