Agfa schrumpft auf Passbildgröße

Knipskiste statt Panoramabild: Britischer Investor soll Leverkusener Traditionsfirma AgfaPhoto übernehmen. Von 1.700 Jobs bleiben höchstens 400

VON DIRK ECKERT
UND KLAUS JANSEN

Beim insolventen Leverkusener Fotohersteller AgfaPhoto gehen voraussichtlich doch nicht sämtliche Arbeitsplätze verloren. Wie ein Unternehmenssprecher der taz bestätigte, hat der britische Konkurrent Photo-Me angekündigt, bis zum heutigen Vormittag ein Übernahmeangebot für das Unternehmen abzugeben. Es wird davon ausgegangen, dass dann deutschlandweit rund 400 Beschäftigte von einst 1.700 übernommen werden könnten. „Was Photo-Me genau auf den Tisch legt, muss man abwarten“, sagt AgfaPhoto-Sprecher Thomas Schulz.

Am Hauptsitz Leverkusen dürften künftig allerdings nur noch zwischen 150 und 200 Mitarbeiter Fotofilme und Fotopapier herstellen. Der Betriebsratsvorsitzende Bernhard Dykstra begrüßt dennoch das Angebot der britischen Investoren: „Das ist der letzte Strohhalm. Wenn es keinen Investor gibt, bleiben überhaupt keine Arbeitsplätze erhalten“, sagt er. Andere potenzielle Geldgeber wie der japanische Fotoriese Fuji wollten lediglich sechzig Jobs erhalten.

Eine endgültige Entscheidung über die Zukunft von AgfaPhoto könnte schon heute fallen. Am Nachmittag kommt der Gläubigerausschuss, der im Mai überraschend in die Pleite gerutschten 108-jährigen Traditionsfirma, zusammen, um über die Offerte von Photo-Me zu beraten. Neben den Gläubigern von AgfaPhoto gehören dem Gremium auch Vertreter der Mitarbeiter an. Ihre Zustimmung gilt als wahrscheinlich: „Wir hoffen, dass es eine Mehrheit für das Angebot gibt“, sagt Betriebsratschef Dykstra. Die Mitarbeiter haben angekündigt, vor der heutigen Versammlung noch einmal für den Erhalt ihrer Jobs zu demonstrieren. Allerdings warnt Frank Löllgen, Leverkusener Bezirksleiter der Gewerkschaft IGBCE und Ausschussmitglied, vor zu großem Optimismus: „Noch ist nicht klar, welche Konditionen Photo-Me anbietet.“

Dass Photo-Me nun überhaupt ein Übernahmeangebot vorlegen will, deutet für Agfa-Sprecher Schulz daraufhin, dass sich das Unternehmen mit den bisherigen Markenrechte- und Lizenzrechteinhabern Agfa-Gevaert und Agfa-Holding in irgendeiner Weise geeinigt hat. Erst vergangene Woche war einer der potenziellen Investoren, Agfa-Manager Jörk Hebenstreit und eine Gruppe von Finanzinvestoren, im Streit um die Lizenzrechte abgesprungen. Daraufhin waren die Verhandlungen mit Fuji wieder aufgenommen worden. Der Insolvenzverwalter von AgfaPhoto, Andreas Ringstmeier, hatte aber immer betont, das Unternehmen möglichst als Ganzes erhalten zu wollen.

Photo-Me war nach dem Absprung von Hebenstreit der letzte Anbieter, der das gesamte Unternehmen übernehmen will. Das besondere Interesse des weltgrößten Betreibers von Passfoto-Automaten gilt den Bereichen Fotopapier und Fotochemie. Deshalb würde neben dem Standort Leverkusen vor allem das schwäbische Werk Vaihingen von einer Übernahme profitieren. Die Produktionsstätten Windhagen, München und Peiting hingegen haben schlechte Zukunftschancen. Dennoch stellt sich auch in Leverkusen keine wirkliche Freude ein: „Wir hatten nach der Insolvenz gehofft, jeden zweiten Arbeitsplatz zu retten“, sagt Gewerkschafter Löllgen. „Im Rückblick bin ich schon maßlos enttäuscht.“