: Zwischen Hoffen und Bangen
GRÜNE Die AnhängerInnen des grünen Kandidaten Van der Bellen wissen nicht, ob sie jubeln oder auswandern sollen
Es sind über tausend Menschen gekommen – alte und junge Leute, im eleganten Kostüm und in kurzer Hose, Familien und Gruppen von Jugendlichen.
Kurz bevor um 17 Uhr die erste Hochrechnung auf den Leinwänden erscheint ist es still im Saal. Als dann der dicke grüne neben dem dicken blauen Balken auf den Leinwänden erscheint jubelt die Menge, sie umarmen sich, springen und klatschen. „Wir schaffen das“, rufen einige Unterstützer. Der Konkurrent liegt bei 50,2 Prozent. Einige im Saal warnen, man solle sich doch besser nicht zu früh freuen. Doch Martha Krumpeck ist zuversichtlich: „Mit den Wahlkarten schaffen wir das“, sagt die junge Unterstützerin und klatscht in die Hände. „Wir müssen das schaffen. Wenn Hofer Bundespräsident wird, wird Strache Bundeskanzler. Dann wandere ich aber aus, sobald meine Ausbildung beendet ist“, sagt sie.
Viele österreichische Prominente und Politiker gaben in den vergangenen Wochen und Tagen noch ein Statement für Van der Bellen ab. Auch die ehemalige parteilose Konkurrentin Irmgard Griss, die im ersten Wahlgang nur knapp hinter Van der Bellen lag, gab vor einigen Tagen bekannt, dass sie ihn gewählt habe. Van der Bellen selbst sagte bei seiner Stimmabgabe am Vormittag: „Was mich optimistisch macht, ist diese Bewegung, die in den letzten sagen wir zehn Tagen durch das Land gegangen ist.“
In der Stunde nach der ersten Hochrechnung ist die Stimmung im Palais Auersperg noch angespannt, doch der Jubel wird größer. „Jetzt geht’s los“, tönt es wiederholt bis in den grünen Garten hinter dem Palais, als klar ist, dass Van der Bellen mit 50,1 Prozent die Führung übernommen hat. Es sei ein „Wahlabend, den Österreich noch nie erlebt hat“, sagt Grünen-Chefin Eva Glawischnig. Bei Redaktionsschluss liegen die Kandidaten mit 50 Prozent gleichauf, bei einem Auszählungsgrad von 91,6 Prozent und einer vorläufigen Wahlbeteiligung von 71,9 Prozent. Was sich aber auch vor dem endgültigen Ergebnis schon sagen lässt ist, dass Österreich ein tief gespaltenes Land ist. Saskia Hödl
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen