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Tödliche Lösegelderpressung

Kriminalität In Dresden stehen die mutmaßlichen Entführer und Mörder der 17-jährigen Anneli vor Gericht. Zum Prozessauftakt verweigert der Hauptangeklagte die Aussage

Bauernhof im sächsischen Lampersdorf: Hier starb die 17-jährige Gymnasiastin Anneli R. Foto: Arno Burgi/dpa

Aus Dresden Michael Bartsch

Familienangehörige stritten sich zwar mit den zahlreich erschienenen Journalisten um die Plätze im größten Saal des Dresdner Landgerichts. Ansonsten aber verlief am Montag der Prozessauftakt im Mord- und Entführungsfall Anneli erstaunlich beherrscht und ohne größere Gefühlsausbrüche.

Der 40-jährige Hauptangeklagte Markus B. verdeckte mit einem Aktenordner sein Gesicht vor neugierigen Kameras, schwieg ansonsten und nahm mit versteinertem Gesicht die Anklage wegen erpresserischen Menschenraubes und Mordes hin. Ernst und unbewegt auch die Mienen gegenüber bei den Nebenklägern.

Der Fall hatte Mitte August des Vorjahres auch über Sachsen hinaus Aufsehen erregt. In Klipphausen im Landkreis Meißen war die 17-jährige Anneli-Marie R. von zwei Männern entführt worden, als sie den Familienhund an einem Feldweg ausführte.

Von ihrem Vater, dem Bauunternehmer R., wollten sie 1,2 Millionen Euro Lösegeld erpressen. Zu einer Geldübergabe kam es nicht. Die junge Frau wurde vielmehr zwei Tage nach ihrer Entführung offenbar aus Angst vor einer möglichen Identifizierung der Täter ermordet.

Zumindest Markus B., der aus Pforzheim stammt, befand sich in einer schier aussichtslosen finanziellen Lage. Durch Grundstückskäufe war er mit rund einer halben Million Euro verschuldet. Der mitangeklagte 62-jährige Norbert K., in Westberlin aufgewachsen, bestritt eine in der Anklage erwähnte Verschuldung von 40.000 Euro. Beide beziehen derzeit Hartz-Grundsicherung und hatten sich bei einem Autodiscounter kennengelernt. B. soll laut Anklageschrift schon Anfang des Vorjahres den Vorsatz zu einer Entführung gefasst und nach einem Opfer Ausschau gehalten haben. Er verweigert die Aussage. Norbert K. hingegen berichtete über seine Vita und räumte als Fahrer des Tatfahrzeuges eine Beteiligung an der Entführung, nicht aber am Mord ein. Er hatte nach seiner Festnahme die Polizei auch zu dem verlassenen Hof geführt, wo die Leiche Annelis vergraben lag.

Nach Erkenntnissen der Ermittler erscheint Markus B. als treibende Kraft der versuchten Erpressung und als der Mörder. Er wohnt in der gleichen Region wie das Opfer.

Der Vater hatte das Lösegeld bereits fristgemäß bereitgestellt

Die Fahnder stießen durch DNA-Spuren an Annelis Fahrrad auf den bereits Vorbestraften. Er führte die teils dilettantisch anmutenden Telefonate mit Vater Uwe. Der hatte das Bargeld bereits fristgemäß bereitgestellt, als plötzlich eine Onlineüberweisung verlangt wurde. B. soll es auch gewesen sein, der das sich heftig wehrende Opfer mit Kabelbindern fesselte, schließlich mit einer Plastiktüte erstickte und mit einem Riemen erdrosselte.

Welche Mühe die äußerliche Beherrschung die Eltern und Geschwister als Nebenkläger kostet, verriet die Befragung des 68-jährigen Vaters Uwe R. „Das eigene Kind durch entsetzliche Umstände zu verlieren und das lebenslang ertragen zu müssen, wirft die Frage nach dem Sinn des Lebens auf“, sagte er. Alle Familienmitglieder nähmen psychiatrische Hilfe in Anspruch, seine Frau sei noch immer beinahe arbeitsunfähig.

Wegen der Aussageverweigerung von Markus B. wird sich der Prozess nach Prognosen der Kammervorsitzenden Birgit Wiegand vermutlich länger als bis Ende August hinziehen.

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