Das Puzzle mit den Genen

Geschäftemacherei mit fragwürdigen DNA-Tests

NEW YORK ap/taz | Von Menschen auf Partnersuche leben in aller Welt Vermittlungsagenturen mit den unterschiedlichsten Konzepten. Firmen, die mit Gentests ihr Geld verdienen, entwickeln nun eine neue Geschäftsidee: Partnervermittlung durch Auswertung von DNA-Tests. Der Gründer der Partnerschaftsagentur ScientificMatch.com, Eric Holzle, ist davon so überzeugt, dass er das direkte Vermittlungsgeschäft aufgeben und stattdessen Gentests an interessierte Agenturen verkaufen will.

Die schweizerische Firma GenePartners arbeitet bereits nach diesem Modell. Nach Angaben ihrer Forschungsleiterin Tamara Brown machten bisher mehr als 1.000 Personen den Gentest, darunter aus Neugier auch einige verheiratete Paare. Der GenePartner-Test kostet 67 Euro.

Holzle und GenePartner behaupten, mit Gentests Menschen zusammenbringen zu können, die biologisch besser zusammenpassen. Das würde sich in besserem Sex, längeren Liebesbeziehungen, weniger Betrügereien und vielleicht sogar gesünderen Kindern niederschlagen.

Die Partnersuche per Gentest beruht auf der Idee, dass Menschen sich vor allem dann zu jemandem hingezogen fühlen, wenn dessen Gene für das Immunsystem sich sehr von ihrem eigenen unterscheiden. Biologen sagen, dass die HLA-Gene des Immunsystems auch „Fingerabdrücke“ des Körpergeruchs bestimmen. Angeblich finden sich Menschen mit unterschiedlichen HLA-Genen attraktiv.

Der Direktor der Genetischen Abteilung der Klinik von Cleveland, Rocio Moran, bezeichnet die Idee einer Partnerschaftsvermittlung per Gentest hingegen als lächerlich. Der Vorgang sei zu komplex, um ihn auf Grundlage von ein paar Genen zu entscheiden. „Das ist Geldmacherei“, sagt der Arzt. „Als wenn es so wäre, dass das, was genetisch ist, richtige Wissenschaft sein muss.“

Psychologieprofessor Patrick Markey von der Privatuniversität Villanova in Pennsylvania sagt, eine Untersuchung zufällig ausgewählter Ehepaare habe ergeben, dass sich ihr Immunsystem nicht so sehr unterscheide. Hunderte von Studien hätten gezeigt, dass Persönlichkeit und Aussehen eine wichtige Rolle spielten. Die Anthropologin Helen Fischer geht noch weiter ins Detail: Faktoren wie etwa der Umstand, ob jemand rauche oder dick sei, überstimmten oft die biologische Kompatibilität. Die Gene seien nur ein Teil des Puzzles.